Politik

AOK wirft Bund zögern bei Krankenhausreform vor

  • Mittwoch, 3. August 2022
Carola Reimann/picture alliance, Julian Stratenschulte
/picture alliance, Julian Stratenschulte

Augsburg – AOK-Bundeschefin Carola Reimann hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unnötige Verzögerungen bei dringend nötigen Reformen im Krankenhauswesen vorgeworfen. „Es ist allerhöchste Zeit, dass diese Strukturreformen angegangen werden“, sagte die frühere niedersächsische SPD-Gesundheitsminis­terin der Augsburger Allgemeinen.

„Wir sind deshalb nicht gerade begeistert, dass Minister Lauterbach wieder erst eine neue Expertenrunde für eine Krankenhausreform zusammengetrommelt hat“, kritisierte Reimann. „Die notwendigen Konzepte sind längst bekannt“, betonte sie. Die jährlich rund hundert Milliarden Euro für die Krankenhäuser müssten effi­zienter und qualitätsorientierter ausgegeben werden.

„Wir brauchen mehr Konzentration durch Spezialisierung, stärkere Kooperation zwischen den Häusern und Fachdisziplinen sowie intelligente sektorübergreifende Lösungen für die regionale Versorgung“, betonte sie. Dies sei vor allem nötig, um den Patienten eine verbesserte Qualität anzubieten.

Reimann forderte die Einsetzung einer Kommission aus Bund und Ländern, um eine gemeinsame Linie festzu­legen. Der internationale Vergleich zeige, welch großes Potenzial im ambulanten Bereich schlummere. „Das ist in vielen Fällen sogar besser für die Patientinnen und Patienten, auch weil man sich oft zu Hause schneller erholt als im Krankenhaus“, sagte Reimann.

„Um die Gesundheitsversorgung im ambulanten und stationären Bereich besser zu gestalten, schlagen wir auf Landesebene regionale Gremien aus Krankenhäusern, Kassen und Ärzten vor, die gemeinsam mit dem Land den ambulanten und stationären Versorgungsbedarf planen und mitfestlegen, damit die Kooperation stärker und die Versorgung vor Ort passgenauer wird“, erklärte die AOK-Chefin.

„Zu viele Kliniken mit geringer Erfahrung wagen sich an komplexe Therapien und gefährden damit die Sicher­heit der Patientinnen und die Behandlungsqualität“, warnte Reimann. „Es ist längst bekannt, dass man bei kom­plexeren Eingriffen besser in eine Klinik geht, die sich darauf spezialisiert hat und das häufiger macht“, sagte sie. „Ich bin immer wieder entsetzt, dass selbst bei weit verbreiteten, aber komplexen Brustkrebsoperationen die Hälfte der Kliniken weniger als 30, ein Viertel sogar weniger als zehn Eingriffe pro Jahr vornimmt."

In zertifizierten Zentren seien mindestens 100 Brustkrebsoperationen pro Jahr gefordert. „Die Überlebens­vor­teile sind belegt“, sagte Reimann. „Für die Fläche brauchen wir dagegen einen guten Mix aus Krankenhäusern für den Notfall und Gesundheitszentren, die vor allem auch ambulant arbeiten, damit die Gesundheitskom­pe­tenz in der Region auch in Zukunft erhalten bleibt.“

kna

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