Bundesweit erster Nachweis von neuer Mpox-Variante in Nordrhein-Westfalen

Berlin – Im Zuge der Ausbreitung von Mpox in mehreren Ländern Afrikas ist erstmals eine Infektion mit der neuen Klade Ib in Deutschland nachgewiesen worden. Das gab das Robert-Koch-Institut (RKI) heute auf seiner Internetseite bekannt. Der Nachweis sei am 18. Oktober 2024 erfolgt und die Infektion im Ausland erworben worden, hieß es. Mehr Details nannte das RKI nicht.
Festgestellt wurde die Erkrankung in Köln bei einem 33 Jahre alten Patienten, wie das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) auf Anfrage erklärte. Es sei davon auszugehen, dass der Patient die Infektion „wahrscheinlich in einem ostafrikanischen Land“ erworben hat, hieß es.
Der Patient befinde sich aufgrund der Erkrankung isoliert in stationärer Behandlung. Stationär aufgenommen wurde er den Behördenangaben zufolge bereits vor etwa zehn Tagen, am 12. Oktober. Grund seien anhaltende Beschwerden gewesen. Am 17. Oktober sei durch eine PCR-Untersuchung Mpox festgestellt worden. Einen Tag später habe eine Typisierung ergeben, dass es sich um Klade Ib handelt.
Kontaktpersonen werden beobachtet
Das Gesundheitsamt Köln habe, so schildert es das Ministerium weiter, unmittelbar mit der Ermittlung und Aufklärung von Kontaktpersonen des Patienten begonnen. „Aufgrund des geringen Wissens zu Mpox Klade I werden alle Personen – auch Klinikpersonal, das nur mit adäquater Schutzkleidung in Kontakt zum Patienten gekommen ist – als Kontaktpersonen bewertet und beobachtet.“
Auch seien alle Gesundheitsämter am Wohnort der Kontaktpersonen informiert worden. Den Kontaktpersonen selbst werde eine Post-Expositionsprophylaxe angeboten (Impfung mit Imvanex oder Jynneos).
Nach RKI-Angaben ist für eine Übertragung von Mpox ein enger körperlicher Kontakt erforderlich. Weiter heißt es: „Eine Übertragung über ausgeatmete Aerosole über größere Distanzen erscheint unwahrscheinlich und bisher finden sich dafür keine Hinweise.“
Zur Zahl der Kontaktpersonen und zum Krankheitsstadium, in dem der Patient nach Deutschland einreiste, wurden keine Angaben gemacht.
Etliche weitere Länder haben Klade Ib schon nachgewiesen
Außerhalb des afrikanischen Kontinents war die mutierte Klade Mitte August erstmals in Schweden bestätigt worden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben neben der Demokratischen Republik Kongo – das Epizentrum des Ausbruchs – auch Burundi, Indien, Kenia, Ruanda, Thailand und Uganda die Klade Ib bereits nachgewiesen.
Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC rechnete schon länger mit weiteren eingeschleppten Fällen in Europa.
Infektionen mit der Mpox-Klade IIb – damals noch unter dem Namen Affenpocken – gibt es bereits seit Mai 2022 in vielen Ländern, auch in Deutschland. Todesfälle wurden dem RKI zufolge hierzulande noch nicht registriert.
RKI geht nicht von erhöhter Gefährdung in Deutschland aus
„Das RKI geht aktuell weiterhin nicht von einer erhöhten Gefährdung durch Klade-I-Viren in Deutschland aus, beobachtet die Situation aber sehr genau und passt seine Empfehlungen bei Bedarf an“, hieß es auf der Webseite der Behörde.
Als mögliche Mpox-Symptome nennt das RKI in einem Flussschema für Ärzte zur Verdachtsabklärung: verdächtige kutane makulopapulöse bis vesikulopustulöse Läsionen, auch im Perianal-/-genital-Bereich, Enantheme oral, ggf. rektal und genital und, wenn vorhanden, Fieber, Schüttelfrost, Myalgie, Cephalgie, Fatigue, Arthralgien, Rückenschmerzen und Lymphadenopathie.
Abgeklärt werden soll demnach, ob Patienten sich in Endemie- und/oder aktuellen Ausbruchsgebieten aufhielten, ob in den 21 Tagen vor Beginn der Symptome enger Kontakt zu nachweislich mit Mpox-Infizierten bestand und ob in dem Zeitraum sexuelle Kontakte stattfanden, auch mit wechselnden Partnern, und insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben.
Nach RKI-Angaben werden bei Klade IIb und anhand bisheriger Beobachtungen auch bei Klade Ib „aufgrund des hauptsächlichen Übertragungsweges durch Sexualkontakte insbesondere Läsionen im Urogenitalbereich beobachtet“.
Bei Klade Ib treten vermutlich häufiger schwerere Krankheitsverläufe auf als bei Klade IIb, und sie soll ansteckender sein. Gesicherte Angaben dazu gibt die Datenlage derzeit allerdings noch nicht her.
Das RKI schreibt, dass sich für die medizinische Versorgung zunächst keine anderen Maßnahmen ergäben. Auch eine Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe wird angenommen.
Mehr als 1.000 Tote in afrikanischen Ländern in diesem Jahr
Seit Jahresbeginn sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde der Afrikanischen Union (Afrika CDC) auf dem Kontinent bereits 1.100 Menschen an einer Mpox-Infektion gestorben, wie kürzlich mitgeteilt wurde. Die Zahl der Fälle liegt bei über 42.000, von denen mehr als 8.000 bestätigt wurden. Die Zahl der betroffenen Länder liegt mittlerweile bei 18. Allerdings ist nicht überall Klade Ib verbreitet.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte im August wegen der zunehmenden Mpox-Verbreitung in Afrika eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite erklärt. Das ist die höchste Alarmstufe, die Behörden in aller Welt zu erhöhter Aufmerksamkeit bringen soll.
Mehrere Länder sagten beispielsweise Impfstoffe zu. Allerdings kritisierten Fachleute vergangene Woche beim World Health Summit in Berlin die internationale Hilfe noch nicht als ausreichend. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete.
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