Chikungunya: Erstmals Reiseimpfung für bestimmte Gruppen empfohlen

Berlin – Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt erstmals eine Impfung gegen Chikungunya als Reiseimpfung für bestimmte Personengruppen. Das teilten STIKO und Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) heute mit.
Die Impfung werde „Reisenden ab zwölf Jahren empfohlen, die in Gebiete mit aktuellem Chikungunyaausbruch“ fahren würden, heißt es darin.
Gleiches gelte für Menschen mit einem länger als vier Wochen dauernden Aufenthalt oder bei wiederholten Kurzreisen in Endemiegebiete, sofern bei ihnen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe bestehe. Das gilt etwa für über 60-Jährige oder bei schweren Grunderkrankungen.
Auch für Berufstätige, die beispielsweise in Laboren oder Forschungseinrichtungen mit Chikungunyaviren arbeiten, gilt die Empfehlung.
Fachgesellschaft und STIKO weisen darauf hin, dass derzeit zwei verschiedene Impfstoffe gegen Chikungunya zur Verfügung stehen. Die Impfung erfolgt bei beiden Impfstoffen mit einer Dosis.
Der Totimpfstoff Vimkunya ist demnach für alle Personen ab zwölf Jahren angeraten, der attenuierte Lebendimpfstoff Ixchiq sollte den Empfehlungen zufolge nur im Alter von zwölf bis 59 Jahren und weder bei Immundefizienz noch in der Schwangerschaft oder Stillzeit angewendet werden, wie es hieß.
Ziel der Impfempfehlung sei „die Verhinderung von Erkrankungen, schweren Krankheitsverläufen und Tod durch eine Chikungunya-Infektion“, schreiben STIKO und DGT.
Eine spezifische Behandlung für Chikungunya gibt es nicht. Im Rahmen einer symptomlindernden Therapie können fiebersenkende Maßnahmen sowie die Gabe von Schmerzmitteln erfolgen, heißt es im Epidemiologisches Bulletin 28/2025 des Robert-Koch-Instituts (RKI).
Chikungunya ist eine durch Stechmücken übertragene Virusinfektion, die in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet ist. Schwere Verläufe sind selten, treten jedoch insbesondere bei älteren Menschen oder Personen mit schweren Vorerkrankungen auf. In Deutschland wurden Erkrankungen bislang nur bei Reiserückkehrern festgestellt, schreibt das RKI.
Im vergangenen Jahr wurden demnach global 620.000 Chikungunyafälle und 213 Todesfälle aus 23 Ländern erfasst. Abgesehen von wenigen autochthonen Fällen in Italien und Frankreich seien die meisten in Europa registrierten Erkrankungsfälle durch Reisende importiert.
Todesfälle gibt es dem Report zufolge vor allem unter Neugeborenen und älteren Menschen. Trotz relativ geringer Sterblichkeit außerhalb von Ausbrüchen könne die Mortalität bei entsprechenden Komorbiditäten, neurologischer Beteiligung oder Koinfektionen mit Denguevirus (DENV) oder Zikavirus (ZIKV) erhöht beziehungsweise die allgemeine Morbidität schwerwiegend und anhaltend sein.
Zur Erkrankung schreibt das RKI im Bulletin, in Tansania bedeute Chikungunya in der Makonde-Sprache „verzerrt, gekrümmt”, was auf die Gelenkbeschwerden der Erkrankten und ihr dadurch verändertes Gangbild hinweise.
Im Unterschied zu Erkrankungen wie zum Beispiel Dengue bestünden bei der großen Mehrheit der Infizierten Symptome (bis 95 Prozent), typischerweise Fieber sowie bei 87 bis 98 Prozent Polyarthralgien. Die charakteristischen Gelenkschmerzen betreffen demzufolge vorwiegend symmetrisch mehrere Gelenke in der Peripherie (Handgelenke, Knöchel und Fingerglieder) sowie einige große Gelenke wie die der Schultern, Ellenbogen und Knie.
Nach einer Inkubationszeit von drei bis sieben Tagen (Spanne ein bis zwölf Tage) beginnt die akute Krankheitsphase mit den häufig berichteten Symptomen Fieber, Schüttelfrost, Myalgie, Kopfschmerzen, Konjunktivitis und Hautausschlag. Auch bei Kindern sind die häufigsten Symptome Fieber, Hautausschlag und Arthralgie.
Die Haut ist in etwa 40 bis 50 Prozent der Fälle mit betroffen und zeigt sich in einem meist juckenden, makulopapulösem thorakal betonten Ausschlag, einem Gesichtsödem oder bei Kindern einem bullösen Ausschlag mit Schuppung sowie lokalisierten Petechien und Zahnfleischbluten, so das Bulletin.
Die Intensität der Symptome korreliere mit der Höhe der Virämie. Die Erkrankung verursacht hohes Fieber und starke Gelenkschmerzen, die bei vielen Betroffenen über Wochen bis Monate anhalten können.
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