Politik

Coronaheimtests in der Apotheke „eine perspektivische Sache“

  • Montag, 25. Januar 2021
/picture alliance, KEYSTONE, GIAN EHRENZELLER
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Berlin – Verwirrung um Antigenschnelltests für den Heimgebrauch: Trotz unterschiedlicher Aussagen will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) offenbar die Coronaheimtests demnächst auf den Weg bringen. In einem Entwurf zur Änderung der Medizinprodukteabgabenverordnung, die dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt, sollen Antigenschnelltest künftig auch von Nicht-Medizinern in der Apotheke erwor­ben werden können, der Arztvorbehalt soll fallen.

Derzeit können die Schnelltests nur an Ärzte sowie medizinische und pflegerische Einrich­tungen abge­geben werden. Die Selbsttests könnten, so heißt es in der Verordnung „perspektiv zur Eigenanwendung durch Laien eine entscheidende Rolle bei der Eindämmung der Pandemie spielen“.

Nachdem das BMG am Wochenende Berichte über die bevorstehende Zulassung von Heimtests für Jeder­mann im ZDF dementierte, hieß es heute, dass man darüber in der Regierung spreche, es „aber noch Ge­genstand regierungsinterner Absprachen“ sei. Ein BMG-Sprecher erklärte, die Tests seien „eine perspekti­vische Sache“.

Am vergangenen Freitag hatte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor Journalisten noch skeptisch gegenüber den Selbsttests gezeigt und dabei vor allem auf die möglichen Fehlerquoten und die falsche Handhabung der Tests verwiesen, wenn Abstriche aus dem Nasen-Rachen-Raum genommen werden müssen. Auch gebe es noch keine CE-zertifizierten Tests für Heimanwendung auf dem Markt.

In Österreich sind diese Tests allerdings bereits erhältlich. Die Bundestagsfraktion der Grünen in Deutschland fordert seit langem die Zulassung der entsprechenden Heimtests – zu dem Thema haben die eine Debatte im Bundestag am kommenden Donnerstag beantragt.

Anreiz zur Produktentwicklung schaffen

In der Verordnung aus dem BMG heißt es, dass es derzeit keine CE-zertifizierten Tests gebe, und dies „von den Herstellern so verstanden“ werde, „dass der Einsatz dieser Tests in Deutschland nicht gewollt ist.“ Das BMG wolle mit der Änderung der Medizinprodukteverordnung und der Aufhebung der Abgabe­beschränkung nur an medizinisches Personal nun einen „Anreiz schaffen“, diese Tests entsprechend zu entwickeln.

Dabei sollen die Tests „hinsichtlich Sicherheit und Leistungsfähigkeit ausreichend gebrauchs­tauglich zur Eigenanwendung durch Laien“ sein und „die Ergebnisqualität unter diesen Anwendungsbedingungen si­chergestellt werden.“ Dies schließe auch die zuverlässige Probenentnahme sowie die Ergebnisdar­stell­ung ein.

Die geplante Verordnungsänderung des Gesundheitsministeriums sieht neben den Selbsttests auch mehr Möglichkeiten vor, die bisherigen Antigenschnelltests im Berufsleben einzusetzen. Dafür soll der Kreis der Einrichtungen erweitert werden, die Zugang zu den Schnelltests bekommen. Neben medizinischen, pflegerischen und Betreuungseinrichtungen sowie Schulen aller Bildungsrichtungen sollen auch Einrich­tungen der „kritischen Infrastrukturen“ werde die Möglichkeit eingeräumt, Tests zu erwerben, heißt es.

Genannt werden unter anderem Einrichtungen aus den Bereichen Energie, Informationstechnik, Tele­kom­munikation, Finanzwesen, Transport und Verkehr, aber auch aus dem Bereich Staat, Verwaltung, Me­dien und Kultur.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) begrüßt die Pläne des Bundesgesund­heits­ministeriums für die Einführung von Coronaselbsttests in Deutschland. „Coronaschnelltests für Pri­vatpersonen sind eine vernünftige Ergänzung der Teststrategie im Kampf gegen die Pandemie“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening heute laut einer Mitteilung. „Solche Tests sind derzeit noch nicht am Markt, werden aber entwickelt“, fügte sie hinzu.

Der Geschäftsführer des Verbandes der Diagnostica-Industrie, Martin Walger, sagte heute, die Unter­neh­men könnten nun mit Hochdruck an der Zulassung solcher Tests arbeiten. Bis es soweit sei, werde es aber „ein paar Wochen“ dauern.

Preise werden individuell kalkuliert

Zu möglichen Preisen der Selbsttests hieß es von den Apothekerverbänden, diese würden von jedem Hersteller und auch von jeder Apotheke individuell kalkuliert und ausgewiesen, zumal sich die Tests auch in ihrer Qualität und Handhabung unterscheiden würden.

Unterdessen haben sich heute rund 100 Mitarbeiter der Stadt Leipzig beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) zu Coronaschnelltestern ausbilden lassen. Nach dem rund 60-minütigem Kurs können die medizinischen Laien den Antigenschnelltest im Nasen-Rachen-Raum durchführen und somit als Unterstützer in Alten- und Pflegeheimen sowie in weiteren öffentlichen Einrichtungen eingesetzt werden, wie das DRK mit­teilte.

Seit dem 6. Januar wurden an den beiden Schulstandorten des DRK Bildungswerk Sachsen in Dresden und Leipzig mehr als 500 Menschen zu Coronaschnelltestern ausgebildet.

bee/dpa

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