COVID-19-Impfüberwachung: Keine neuen Sicherheitssignale

Amsterdam/Langen – Gut einen Monat nach dem Start der Impfungen mit dem Coronavakzin Comirnaty von Pfizer/Biontech hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) keine Sicherheitsprobleme festgestellt. Die gemeldeten allergischen Reaktionen und Nebenwirkungen zeigten im Vergleich zu den Zulassungsstudien keine Auffälligkeiten, teilte die EMA heute mit.
Auch das für die Impfüberwachung in Deutschland zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zieht ein durchaus positives Fazit des ersten Impfmonats: Bislang seien nur wenige gravierendere Nebenwirkungen bei den Coronaimpfungen aufgetreten, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek heute in Berlin.
In dem gestern veröffentlichten Sicherheitsbericht des Instituts ist von 1.232 Verdachtsfällen mit insgesamt 3.404 unerwünschten Reaktionen die Rede. 182 Verdachtsfälle wurden demnach als schwerwiegend eingestuft.
Bis zum 24. Januar habe es in Deutschland 1.783.118 Impfungen gegeben, darunter 228.763 Zweitimpfungen. Der vierte Sicherheitsbericht des Instituts umfasst mittlerweile auch die nun angelaufenen Impfungen mit dem Coronaimpfstoff von Moderna. Seit Mitte Januar hätten ihn insgesamt 20.351 Personen erhalten.
Zur Impfung mit Comirnaty wurden 1.211 Verdachtsfälle gemeldet, zu dem COVID-19-Impfstoff von Moderna 17 Fälle (in vier Fällen wurde der COVID-19-Impfstoff nicht spezifiziert).
Bezogen auf die Gesamtzahl der Impfungen sind das laut PEI 0,7 Meldungen pro 1.000 Impfdosen, für schwerwiegende Nebenwirkungen 0,1 Meldungen pro 1.000 Impfdosen. Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Müdigkeit.
Unter den Meldungen waren auch 69 ungeklärte Todesfälle. Es handele sich hier aber vorwiegend um Menschen mit Vorerkrankungen und „es gibt keinen Anlass zu vermuten, dass diese Fälle mit den Impfungen in Zusammenhang stehen“, betonte Cichutek.
„Wenn ältere Menschen oder Menschen mit schweren Vorerkrankungen und einem erhöhten Sterberisiko geimpft werden, dann wird es eine gewisse Anzahl von zufälligen Todesfällen geben, die kurz nach der Impfung auftreten, ohne aber kausal mit der Impfung assoziiert zu sein“, heißt es in dem Bericht. Die bis 24. Januar gemeldeten Todesfälle seien nicht häufiger als die rein statistisch erwartete Anzahl von Todesfällen.
Der PEI-Präsident warnte eindringlich davor, zirkulierende „Fake news“ über angebliche schwere Nebenwirkungen der Präparate zu glauben. Zu Behauptungen, dass die Impfstoffe Körperzellen genetisch modifizieren, sagte er: „Das ist alles Quatsch.“
Das am heutigen Freitag veröffentlichte Safety Update der EMA zu Comirnaty fällt vergleichbar mit dem Sicherheitsbericht des PEI aus: „Die aktuellen Sicherheitsdaten zu diesem Impfstoff entsprechen dem bekannten Nebenwirkungsprofil“, heißt es darin.
Eine bekannte Nebenwirkung von Comirnaty sind anaphylaktische Reaktionen. Eine Analyse aus den USA kommt auf 11 Fälle pro Million verabreichte Dosen des Vakzins. Auch hier habe es bei den gemeldeten Verdachtsfällen keine Auffälligkeiten gegeben, die die Beurteilung dieser bekannten Nebenwirkung verändern würde, so die EMA.
Eine Schätzung der Häufigkeit dieser Reaktionen in der EU sei allerdings noch nicht möglich. Der Zulassungsinhaber sei angehalten, weiter alle Fälle, bei denen ein Verdacht auf eine anaphylaktische Reaktion besteht, zu melden.
Der Sicherheitsausschuss der Behörde PRAC hatte den Angaben zufolge auch Todesfälle überprüft, die nach der Impfung aufgetreten waren. Dabei seien Vorerkrankungen der Personen sowie das Alter berücksichtigt worden. Der PRAC stellte fest, dass die Fälle – bekannt geworden waren vor allem Todesfälle in Norwegen – keine Sicherheitsbedenken auslösten.
Der Ausschuss geht davon aus, dass die Todesfälle auf das hohe Alter und das Fortschreiten von Vorerkrankungen zurückzuführen sind. Basierend auf den vorliegenden Daten bestehe keine Notwendigkeit, die Produktinformation hinsichtlich des Einsatzes von Comirnaty, auch bei gebrechlichen, älteren Menschen, zu ändern.
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