Drogenabhängige: mehr niedrigschwellige Angebote für notwendig erachtet

Berlin – Drogenabhängige in Deutschland benötigen mehr professionelle Hilfe, etwa Drogenkonsumräume, Medikamente oder Drugchecking. Das erklärten Experten in einem Fachgespräch des Gesundheitsausschusses des Bundestages. Bei dem Treffen ging es um die Bilanz der Drogenhilfe- und Präventionsarbeit und um die Zahl der Drogentoten.
Laut Christine Tügel von der Jugendhilfe Hamburg verursacht Mischkonsum die meisten Todesfälle. Die Wirkung der Substanzen zueinander sei für die Konsumenten schwer einzuschätzen.
Viele Konsumenten nehmen nach ihrer Erfahrung Heroin, Crack, Kokain, Benzodiazepine und Alkohol zu sich. Hinzu komme der schwankende Reinheitsgrad und die Zumischung synthetischer Opioide, vor allem Fentanyl. Dies führe zu einem wachsenden Risiko, erläuterte sie.
Viele Drogenkonsumenten nehmen laut Tügel medizinische Hilfe zu spät oder gar nicht wahr. Sie hätten daher ein hohes Risiko, an nicht behandelten Begleiterkrankungen zu sterben.
Nina Pritszens vom Verbund für integrative soziale und therapeutische Arbeit erläuterte, die Beratungsstellen in Berlin arbeiteten an der Belastungsgrenze. Betroffene hätten Probleme, Ansprüche durchzusetzen und weiterführende Hilfen zu nutzen. Opiate und Kokain spielen laut Pritszens die Hauptrolle bei den Todesfällen in Berlin.
Bernd Werse vom Institut für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences berichtete, Heroin sei in Frankfurt die am häufigsten konsumierte Droge am Tag der Überdosis. Crack, Alkohol und Benzodiazepine hätten jedoch an Relevanz gewonnen.
Bundesweit dominierten Opioide, Kokain, Crack, Amphetamine und psychoaktive Medikamente. Auch er bestätigte, der Mischkonsum spiele zunehmend eine Rolle bei den Drogentoten.
Die Suchtbeauftragte der Stadt Leipzig, Sylke Lein, ging auf die Probleme im öffentlichen Raum ein, die durch die Drogenszene entstünden. Oft konzentriere sich in größeren Städten die offene Drogenszene an Bahnhöfen. Sie sprach sich dafür aus, schon bei der Bauplanung an sensiblen Orten die Drogenhilfe mit einzubeziehen. Die Hilfen im niederschwelligen Bereich sollten massiv ausgebaut werden, forderte sie.
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