Drosten sieht Niedergelassene und Betriebsärzte vor Mammutaufgabe beim Impfen

Berlin/Düsseldorf – Mit einem deutlichen Impfappell für die Menschen zwischen 40 und 60 Jahren ab dem Frühjahr hat der Berliner Virologe Christian Drosten sich an die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie die Betriebsärzte gewandt.
Sobald es weitergehende Lockerungen ab April gebe und genügend Impfstoff vorhanden sei, müsse gerade diese Altersgruppe zügig geimpft werden, so der Virologe von der Charité vorgestern bei der jährlichen Jörg-Dietrich-Hoppe-Vorlesung der Landesärztekammer Nordrhein.
Es werde eine Mammutaufgabe für Ärztinnen und Ärzte sowie Betriebsärzte, dies zu organisieren. Denn nach seinen Berechnungen könnten bei größeren Öffnungen nach Ostern gerade eine starke Infektionswelle bei den 40- bis 60- Jährigen entstehen.
Zu dem Zeitpunkt könnten die älteren Menschen bereits geimpft sein, parallel müssten aber neben den Risikogruppen auch die restliche Bevölkerung dran kommen. Drosten geht davon aus, dass in der Altersgruppe ab 40 die Letalität bei etwa 0,1 Prozent liegt. Werden diese nicht zügig geimpft und die Lockerungen werden umfangreich, müsse man im schlechtesten Fall von einer Infektion von 50 Prozent der Menschen ausgehen.
In Deutschland leben etwa 23,6 Millionen Menschen zwischen 40 und 60. Man müsse die Annahme treffen, dass etwa zehn Prozent einen schweren Verlauf haben könnten, damit wären 1,2 Millionen Menschen betroffen, etwa 12.000 davon könnten sterben.
Keine Eindeutige Antwort wollte Drosten beim Thema Mutationen geben: „Manchmal komme ich mir vor, wie ein zweifelhaftes Orakel, das am Anfang der Woche etwas anderes sagt als am Freitag.“ Die Lage sei sehr dynamisch, die Forschung sei noch auf dem Weg, auch das Konsiliarlabor an der Charité arbeite intensiv an der Sequenzierung.
Die Politikberatung, in die Drosten seit Beginn der Pandemie hineingekommen ist, unterscheide sich nicht von seinen öffentlichen Äußerungen. Vieles von dem, was er der Politik rate, erkläre er auch in seinem Podcast im NDR, so Drosten.
Die Jörg-Dietrich-Hoppe-Vorlesung wird seit 2013 von der Landesärztekammer Nordrhein im Gedenken an den früheren Präsidenten der Bundesärztekammer sowie Landesärztekammer Jörg Dietrich Hoppe, gehalten. Dabei soll es vor allem im Sinne von Hoppe ein Forum für Fortbildung sowie die Reflexion des Arztberufes gehen. Der diesjährige Gastredner Drosten war selbst zehn Jahre Mitglied der Kammer Nordrhein, als er das Virologie-Institut an der Uni Bonn leitete.
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