Empfehlungen zur sicherheitsrelevanten Forschung aktualisiert

Berlin – Was macht Viren besonders infektiös? Wie lassen sich Schwachstellen bei Software aufspüren? Manche Forschungsergebnisse bergen das Risiko, zu schädlichen Zwecken missbraucht zu werden.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina haben jetzt ihre Empfehlungen für Forschende und Institutionen zur sicherheitsrelevanten Forschung aktualisiert.
Die Empfehlungen der DFG und der Leopoldina wenden sich zunächst an einzelne Forscher. Ihnen soll die Gefahr des Missbrauchs von Forschung bewusst sein. In kritischen Fällen müssen sie aufgrund ihres Wissens und ihrer Erfahrung eine persönliche Entscheidung über das bei ihrer Forschung Verantwortbare treffen.
Dabei sind den Empfehlungen zufolge die Chancen der Forschung und deren Risiken für Menschenwürde, Leben und andere wichtige Güter gegeneinander abzuwägen.
Die Empfehlungen geben konkrete Hinweise für die erforderliche Risikoanalyse, die Maßnahmen der Risikominderung, die Prüfung der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen sowie den Verzicht auf Forschung als letztes Mittel.
„Im Einzelfall kann eine verantwortungsbewusste Entscheidung Forschender sogar bedeuten, dass ein hochrisikoreiches Projekt nur nach einem Forschungsmoratorium oder gar nicht durchgeführt wird“, so die Autoren.
Ein zweiter Teil der Empfehlungen wendet sich an die Forschungsinstitutionen. Diese sollen ihren Mitarbeitern das Problembewusstsein und die notwendigen Kenntnisse über die rechtlichen Grenzen der Forschung vermitteln und entsprechende Schulungsmaßnahmen für Forschende unterstützen.
Forschungsinstitutionen sollen über die Einhaltung gesetzlicher Regelungen hinaus Ethikregeln für den Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung entwickeln. Zur Umsetzung dieser Regeln und zur Beratung Forschender sollen sie jeweils Kommissionen für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung einrichten.
DFG und Leopoldina sehen die Forschung in Deutschland dabei auf einem guten Weg: Inzwischen hätten mehr als 120 Forschungseinrichtungen und -organisationen Kommissionen und Beauftragte etabliert, die für die ethische Bewertung sicherheitsrelevanter Forschung zuständig seien und darüber berieten.
Dies geht aus dem parallel vorgelegten vierten Tätigkeitsbericht des Gemeinsamen Ausschusses zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung der DFG und der Leopoldina hervor.
„Gemeinsames Ziel von DFG und Leopoldina ist es, mit der Freiheit von Forschung, die letztlich nützlichen, friedlichen Zwecken und damit dem Wohle der Gesellschaft dient, verantwortungsvoll umzugehen“, hieß es aus den beiden Wissenschaftsorganisationen.
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