Erleichterung in Deutschland über Empfehlung der EMA für Astrazeneca

Berlin – Die Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) für eine weitere Verwendung des Coronaimpfstoffs von Astrazeneca ist in Deutschland mit großer Erleichterung aufgenommen worden. Vertreter von Politik und Verbänden äußerten Abend die Erwartung, dass die Impfungen mit dem Präparat nun rasch wieder aufgenommen werden – mit Warnhinweisen für bestimmte Patientengruppen wie von der EMA empfohlen.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, zeigte sich „erleichtert“ über die Entscheidung der EMA. „Das Impfen kann nun zügig wieder aufgenommen werden, wenn die Freigabe mit entsprechendem Warnhinweis auch in Deutschland erteilt wurde“, erklärte Dittmar. Klar sei allerdings, dass eine gute und umfassende Aufklärung der Impfwilligen über mögliche Risiken und Ausschlusskriterien erfolgen müsse.
Die Infektionsschutzexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Kordula Schulz-Asche, forderte die Bundesregierung nach der EMA-Entscheidung zu einer zügigen Wiederaufnahme der Impfungen mit Astrazeneca auf. Die Empfehlungen der EMA über ergänzende Informationen zu möglichen Nebenwirkungen des Impfstoffes müssten nun „zügig in die Aufklärungsunterlagen für die impfberechtigten Menschen eingefügt werden.“
Der Linken-Gesundheitspolitiker Achim Kessler bezeichnete es als „richtig“, dass der Astrazeneca-Impfstoff noch einmal geprüft worden sei. Allerdings lenke dies „von dem eigentlichen Problem“ ab, kritisierte Kessler. „Wir haben immer noch viel zu wenig Impfstoffdosen insgesamt, auch mit einem erneut geprüften und zugelassenen Astrazeneca-Impfstoff bleiben wir von wenigen monopolistischen Pharmakonzernen abhängig.“
FDP-Vizefraktionschef Michael Theurer bezeichnete die EMA-Empfehlung als „gute Nachricht“. Dieser müssten nun „Taten der Bundesregierung folgen, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, das Bundesgesundheitsminister Spahn durch sein Kommunikationschaos zerstört hat“, erklärte Theurer. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse „mit guten Beispiel vorangehen und sich mit dem Impfstoff von Astrazeneca öffentlich impfen lassen“.
Der Deutsche Hausärzteverband sieht sich durch die Entscheidung der EMA zum Astrazeneca-Impfstoff in seiner Forderung nach rascher Beteiligung der niedergelassenen Mediziner an der Impfkampagne bestätigt. Es liege „auf der Hand, dass die Praxen schnellstmöglich und flächendeckend in die Impfkampagne einbezogen werden müssen“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbands, Ulrich Weigeldt, der Welt.
Nach Berichten über das Auftreten schwerer Hirnvenenthrombosen bei einigen Geimpften hatten Deutschland und mehrere weitere europäische Staaten die Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers vorerst gestoppt. Heute erklärte die EMA nach einer Überprüfung den Impfstoff für „sicher und wirksam“ und stellte fest, dass es keine Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel durch das Präparat gebe.
Die Behörde verwies aber zugleich auf einzelne Fälle, in denen nach Impfungen mit Astrazeneca seltene, „aber schwerwiegende Gerinnungsstörungen“ aufgetreten seien. Ein Zusammenhang mit der Impfung könne „nicht endgültig“ ausgeschlossen werden. Die Produktinformation für das Vakzin werde nun dementsprechend angepasst.
Für die Impfkampagne in Deutschland war die Aussetzung der Astrazeneca-Impfungen ein Rückschlag. In vielen Bundesländern wurde die Vergabe von Terminen in den Impfzentren ausgesetzt. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kündigte heute Abend umgehend an, „die Coronaimpfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca so schnell wie möglich wieder aufzunehmen“.
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