Expertenrat mahnt gesunde Lebenswelten für Kinder und Jugendliche an

Berlin – Der Expertenrat Gesundheit und Resilienz drängt auf eine nationale Strategie, die gesunde Lebensbedingungen für alle Kinder fördert. Das geht aus einer neuen Stellungnahme des Gremiums hervor.
Dies sei eine zentrale Voraussetzung, um gesellschaftliche Spaltung und die Folgen einer alternden Bevölkerung zu bewältigen, heißt es in der Publikation mit dem Titel „Gesunde Kinder und Jugendliche, resiliente Gesellschaft: Investieren in faire Chancen und gesunde Lebensumwelten“.
Laut Stellungnahme leben in Deutschland rund 14,3 Millionen Heranwachsende. Soziale, kulturelle und umweltbedingte Ungleichheiten schränkten die Chancen vieler Kinder auf gesunde Lebensbedingungen und gesellschaftliche Teilhabe ein, so die Experten.
Diese Faktoren beeinflussten nicht nur die individuelle Entwicklung negativ, sondern schwächten langfristig den sozialen Zusammenhalt, so ihre Warnung. Eine gezielte Gesundheitsförderung erfordere umfassende Maßnahmen, die über individuelle Verhaltensänderungen hinausgingen und alle Politikfelder umfassten, betonen sie.
Im Einzelnen fordert der Rat, eine kontinuierliche, bundesweite Erhebung zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu etablieren, Werbebeschränkungen für ungesunde Produkte durchzusetzen und gesunde Lebensmittel geringer zu besteuern als ungesunde.
Wichtig sei außerdem, Schulen und Kitas mit ausreichenden Ressourcen auszustatten, um inklusive und bewegungsfördernde Umgebungen zu schaffen. Außerdem empfiehlt der Rat mehr kostenlose Freizeit- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche.
Die Expertinnen und Experten fordern zudem verstärkte Investitionen in öffentliche Räume, die speziell auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten sind, und eine stärkere Einbindung der jungen Generation in Entscheidungsprozesse.
Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) begrüßt die Stellungnahme des Rates. „Gesundheit muss in allen Politikfeldern mitgedacht werden – das gilt insbesondere für die Kinder- und Jugendgesundheit, aber nicht nur hier“, sagte die Vorsitzende des Verbandes, Kristina Böhm.
‚Health in all policies‘ laute das Stichwort, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst schon länger fordere und praktiziere. „Gesunde Lebenswelten sind nichts abstraktes, sondern müssen bei der Gestaltung von Schulen, Kitas und öffentlichen Räumen geschaffen werden. Die Gesundheitsämter vor Ort beraten die Politik dabei, gesunde Lebensräume zu schaffen“, so Böhm.
Auch die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) begrüßen die Stellungnahme des Rates. Diese zeige „in aller Deutlichkeit auf, dass Prävention ein zentraler Schlüssel zur Vorbeugung zahlreicher Erkrankungen ist, auch der Adipositas“, sagte Susann Weihrauch-Blüher, Sprecherin der AGA und Vizepräsidentin der DAG.
Wichtig sei unter anderem die Forderung nach einer einheitliche Erhebung zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. „Wir wissen alle, was zu tun ist. Nun muss aber auch an verantwortlicher Stelle gehandelt werden“, so Weihrauch-Blüher.
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