Politik

Fast jedes zehnte Gesundheitsamt sieht Engpässe

  • Montag, 2. November 2020
/picture alliance, Stefan Sauer
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Berlin – 38 von rund 400 deutschen Gesundheitsämtern haben beim Robert Koch-Institut (RKI) Überlastung angezeigt. Damit stößt fast jedes zehnte Amt mit dem Stand vom 30. Okto­ber entweder aktuell an Kapazitätsgrenzen oder rechnet innerhalb der nächsten Ta­ge da­mit. Am 20. Oktober lagen 22 solcher Anzeigen vor, die sich je nach Überlastungs­grad in drei Kategorien gliedern, teilte RKI auf Anfrage mit.

Vorgestern meldete das RKI mit mehr als 19.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages einen Höchststand. Nun sollen vier Wochen lang drastische Einschränkungen im öffentli­chen Leben die Welle brechen. Ziel ist es vor allem, ausreichend Kapazitäten auf den In­tensivstationen zu bewahren.

Die Engpässe bei den Gesundheitsämtern betreffen die Nachverfolgung von Kontakt­per­so­nen, zum Teil auch das Ausbruchsmanagement oder andere Aufgaben des Infek­tions­schutzes. In Berliner Gesundheitsämtern ist zum Beispiel die Hilfe von Bundes­wehrsolda­ten willkommen.

Gestern entschied auch der Krisenstab des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, für Coronatestungen künftig auf medizinisches Personal der Bundeswehr zurückzugreifen. Der grün-linksalternativ geprägte Bezirk hatte seit Wochen als einziger von zwölf Berliner Bezirken keine Hilfe dieser Art zugelassen – obwohl die Infektionszahlen dort zu den höchsten der Hauptstadt gehören.

Die Gesundheitsämter sind verpflichtet, den Landesbehörden zu melden, wenn ihnen Personal für den Infektionsschutz fehlt. Die Länder wiederum melden dies an das RKI weiter. Angaben zu spezifischen Kreisen oder Städten kann das RKI dabei nicht machen.

Die vollständige Kontaktnachverfolgung gilt als zentrales Element in der Pandemie­be­kämpfung. Das RKI hatte die Überforderungen einiger Gesundheitsämter bereits am 22. Oktober als „ernst und besorgniserregend“ bezeichnet. Sie müssten jede Anstrengung aufrechterhalten und dürften nicht aufgeben.

In Berlin werden inzwischen Positivfälle in Risikogruppen zuerst nachverfolgt. Andere Bürger sind gebeten, bei einem Positivtest sofort in Quarantäne zu gehen und ihren Kon­takten zunächst selbst Bescheid zu sagen. Das Amt meldet sich dann später.

dpa

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