FDP schlägt „Ausbildungsgipfel Medizin-Ost“ vor

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollte einen „Ausbildungsgipfel Medizin-Ost“ einberufen, bei dem alle Wissenschafts- und Gesundheitsminister der ostdeutschen Bundesländer zusammenkommen. Diesen Vorschlag unterbreiten fünf FDP-Vorsitzende aus Thüringen, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern in einem aktuellen Positionspapier.
Ziel müsse es sein, einen „klaren Studienkapazitätsausbaupfad“ festzulegen, der als Grundlage eines novellierten Hochschulpaktes dienen solle, schreiben Thomas Kemmerich, Vorsitzender der FDP im Thüringer Landtag, Zyon Braun, Vorsitzender der FDP Brandenburg, Anita Maaß, Vorsitzende der FDP Sachsen, Andreas Silbersack, Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag von Sachsen-Anhalt und René Domke, Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag Mecklenburg-Vorpommern.
Die FDP-Politiker führen aus, dass sich gerade in den strukturschwachen ländlichen Regionen der ostdeutschen Länder eine Unterversorgung bei der ärztlichen, zahnärztlichen, pharmazeutischen, therapeutischen und pflegerischen Versorgung abzeichnet.
Um eine bedarfsgerechte Versorgung durch niedergelassene Ärzte, Zahnärzte und Apotheker flächendeckend zu gewährleisten, brauche es in diesen Berufen mehr Hochschulabsolventen und Absolventen in therapeutischen und pflegenden Berufen, die auch anschließend in den ostdeutschen Bundesländern tätig würden.
Daher müssten die Studien- und Ausbildungskapazitäten in den ostdeutschen Bundesländern „dringend ausgebaut“ werden. Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Therapeuten und Pflegefachkräfte, die vor Ort ausgebildet werden, könnten später „am wahrscheinlichsten für die Versorgung in der Region gehalten werden“.
Die FDP-Vorsitzenden betonten zugleich, dass ihnen bewusst ist, dass der Aufbau und Ausbau der Studienplatzkapazitäten einiges an Zeit in Anspruch nehmen wird. Die ostdeutschen Bundesländer benötigten „jedoch sofort mehr Kapazitäten“. Eine Lösung ist nach Ansicht der FDP-ler, das Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen.
Möglich sei es, die Studienkapazitäten privater oder europäischer Hochschulen nutzen, um den Bedarf an den in der Versorgung benötigten Absolventen zu decken, solange nicht ausreichend Studienplätze an den staatlichen Hochschulen angeboten würden, heißt es weiter.
Neben der Erhöhung von Studienplätzen müssten darüber hinaus die Rahmenbedingungen für junge Ärzte verbessert werden, um kurzfristig Wirkungen zu erzielen. Als Beispiel führt die FDP die Niederlassungsförderung von Ärzten, Zahnärzten und Apothekern im ländlichen Raum in Thüringen an. Der Freistaat Thüringen stelle dafür etwa im Rahmen einer Zuwendung bis zu maximal 40.000 Euro für Investitionen bereit.
In dem Papier sprechen die FDP-Politiker auch weitere Aspekte der Versorgung in Thüringen, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern an.
In der Pflege sollte „aufgrund der praktischen Erfahrungen“ das generalistische Ausbildungssystem neu überdacht werden. Nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels, müsse das vorhandene Personal effizienter eingesetzt und die Kompetenz der anderen Gesundheitsberufe vollständig genutzt werden.
Apotheken müssten mit ihrem pharmazeutischen Wissen „noch viel stärker in die Versorgung einbezogen werden“, heißt es weiter. Die Politik müsse ihrer Verantwortung nachkommen, mit einer angemessenen Vergütung die Wirtschaftlichkeit von Apotheken sicherzustellen.
Das Potenzial der Heilmittelerbringer sieht die FDP ebenfalls nicht als voll ausgeschöpft an. Gerade Physio- und Ergotherapeuten verfügen nach Ansicht der Partei über eine Vielzahl an Kenntnissen und Erfahrungen, die diese im Gegensatz zu ihren Kollegen im EU-Ausland bislang nicht vollumfänglich einsetzten dürften.
„Wir setzten uns daher für den Direktzugang zu diesen Berufen ein“, schreiben die FDP-Politiker. Dieser würde die Versorgungsqualität verbessern, die langfristige Versorgungskosten im Gesundheitswesen reduzieren, Hausärzte entlasten und die Anzahl der medizinisch nicht notwendigen Patientenkontakte verringern.
Von den Patienten verlangt die FDP mehr Eigenverantwortung. Es braucht zudem eine Steuerung der Nachfrage, noch bevor Patienten das System überhaupt beanspruchen. Alleine in Thüringen werde etwa ein Viertel der Termine unentschuldigt nicht wahrgenommen, hieß es.
Genutzt werden sollten zudem die Vorteile des Case Managements. Das betreffe insbesondere Patienten mit chronischen oder degenerativen Erkrankungen sowie mit komplexen gesundheitlichen Problemlagen.
Als „unerlässlich“ bezeichnen es die FDP-Politiker, die Heil- und Pflegeberufe von Bürokratie zu entlasten. „Dies wäre die schnellste Form der Unterstützung.“ Sie werfen Bundesgesundheitsminister Lauterbach vor, das notwendige Gesetz schuldig geblieben zu sein.
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