Politik

Freiwillige Fachkräfte für Coronaimpfaktion und Gesundheitszentren gesucht

  • Montag, 23. November 2020
/picture alliance, Stefan Puchner
/picture alliance, Stefan Puchner

Berlin – Mit Blick auf die geplanten Impfaktionen gegen SARS-CoV-2 in Deutschland be­nötigen die Bundesländer weitere Unterstützung. In Nordrhein-Westfalen (NRW) etwa ha­ben heute Landesregierung und Ärztevertreter ausgebildete Fachkräfte aus dem Medi­zin- und Pflegebereich um Mithilfe gebeten.

Damit das unkompliziert funktioniert, soll das bereits bestehende Freiwilligenregister in NRW erweitert werden. „Wir werden dafür sorgen, dass eine direkte Vermittlung möglich ist“, sagte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Johannes Albert Gehle, zum Freiwilligenregister.

Interessierte könnten den Angaben zufolge unter anderem Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker, Pflegekräfte, Rettungskräfte und Verwaltungskräfte aus dem Gesundheitswe­sen sein. Bislang gibt es bereits mehr als 1.000 registrierte Freiwillige, wie es hießt.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erklärte, dass für die Impfaktion in mindestens 53 Zentren und mit mobilen Impfteams in NRW sicherlich zusätzliche perso­nelle Un­terstützung nötig sein werde. Das Tempo des Impfens solle der Impfstoff be­stimmen.

1.000 Helfer in Berlin gesucht

Auch für die geplanten Berliner Impfzentren werden Helfer gesucht. „Wir brauchen weit über 1.000 Leute zum Betrieb der sechs Impfzentren“, sagte Projektleiter Albrecht Broem­me dem Radiosender rbb 88.8. Dazu zählten Ärzte, Sanitäter und Betreuer für ältere Men­schen. „Es ist ein Bündel von Feuerwehr, Rettungsdienst, Rotes Kreuz, Hilfsorganisatio­nen, DLRG, THW. Da ist für jeden genug Arbeit.“

Er freue sich, wenn sich Helfer melden, sagte Broemme. „Dabei denke ich an ehemalige Krankenschwestern – ähnlich wie schon beim Coronabehandlungszentrum.“ Es kämen aber auch ehemalige Flugbegleiter in Frage.

Ein erster Coronaimpstoff könnte nach Angaben der EU-Kommission in der zweiten De­zem­berhälfte in Europa zugelassen werden. „Hoffentlich haben wir ab Dezember große Mengen da“, sagte Broemme. „Denn Mitte Dezember haben wir die Impfzentren fertig.“

Nach Senatsangaben sollen in Berlin zunächst etwa 400.000 Menschen geimpft werden. Dazu könnten etwa ältere Berliner oder Beschäftigte von Krankenhäusern gehören. Bei Massenimpfungen in sechs großen Zentren sollen täglich bis zu 20.000 Dosen verab­reicht werden.

Damit das Personal ungestört impfen kann, soll auch privater Wachschutz für die Impf­zentren angeheuert werden, sagte Broemme. „Wir müssen mit allem Möglichen rechnen, auch wenn die Mehrheit dafür ist. Es reicht ja, wenn ein paar Leute am Rad drehen.“

Gesundheitsämter benötigen weiter Hilfe

Freiwillige werden weiterhin auch in den Gesundheitsämtern gesucht. Auch dafür gibt es mit Medis4ÖGD eine Freiwilligenbörse. Wie schon im Frühjahr vermittelt sie Studierende an die Ämter. Initiatoren sind der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentli­chen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) und die Bundesvertretung der Medizin­stu­dierenden in Deutschland (bvmd).

Über ein Kontaktformular können sich Studierende bei der Börse registrieren und ihren bevorzugten Einsatzort angeben. Gesundheitsämter erhalten darüber einen Einblick, wel­che Studierende sich in ihrem Einsatzgebiet engagieren wollen und können sie direkt kon­taktieren. Wann, wo und wie viel die Studierenden in den Ämtern arbeiten, wird indi­viduell abgestimmt und in einem Arbeitsvertrag festgelegt. Auch ehrenamtliche Einsätze mit Aufwandsentschädigung sind möglich.

Die Vermittlungszahlen des Projektes folgen dem Verlauf der Pandemie: So arbeiteten im März dieses Jahres 90 über Medis4ÖGD vermittelte Studierende in Gesundheitsämtern, im April waren es 306, im Mai 150, im Juni 110, im Juli 78 und im August 62. Die Zahlen für September und Oktober liegen noch nicht vor.

„Medis4ÖGD ermöglicht eine schnelle, flexible und unbürokratische Hilfe. Die Studieren­den unterstützen das Personal vor Ort an der vordersten Front der Pandemiebekämpfung. Sie erhalten einen Arbeitsvertrag, eine angemessene Vergütung und werden im Vorfeld online geschult“, erklärte Ute Teichert, Vorsitzende des BVÖGD.

„Wir begrüßen es, dass Studierende auf fairem, transparentem und unkompliziertem Weg die Arbeit in den Gesundheitsämtern unterstützen können und gleichzeitig einen Einblick in den Öffentlichen Gesundheitsdienst erhalten“, sagteTheresa Krüger, Bundeskoordinato­rin für Public Health der bvmd.

Teichert rief die Gesundheitsämter und die Studierenden dazu auf, die Möglichkeiten der Börse zu nutzen. „Das ist bei minimalem bürokratischem Aufwand ein Gewinn für beide Seiten“, ist die BVÖGD-Vorsitzende überzeugt.

Sie weist darauf hin, dass die Börse seit dem Frühjahr erweitert wurde: Wegen des gro­ßen Bedarfs können sich nun auch andere Berufsgruppen des Gesundheitssektors mel­den, dazu gehören zum Beispiel Studierende der Gesundheitswissenschaften, Pflege­kräfte und Medizinische Fachangestellte.

dpa/may

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