Gesetzliche Kassen warnen vor noch stärker steigenden Beiträgen als erwartet

Berlin – Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband) warnt vor stärker steigenden Kassenbeiträgen zum Jahreswechsel als erwartet.
Der von jeder einzelnen Kasse berechnete Zusatzbeitrag drohe in vielen Fällen den von der Bundesregierung geplanten Durchschnitt von 2,5 Prozent deutlich zu überschreiten, sagte die Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer der Augsburger Allgemeinen von heute.
„Die Krankenkassen haben im kommenden Jahr einen drastischen Erhöhungsdruck.“ Den meisten Krankenkassen stünden „keine Reserven mehr zur Verfügung, um Beitragssteigerungen im nächsten Jahr zu vermeiden oder auch nur abzumildern“.
In den vergangen Tagen ließen beispielsweise die Entscheidung des Verwaltungsrates der IKK classic sowie der Knappschaft aufhorchen: Die IKK Classic wird dabei ihren Zusatzbeitrag von 2,19 auf 3,4 Prozent anheben. Die Knappschaft von 2,7 auf 4,4 Prozent und gehört damit mit einem Beitrag von insgesamt 19 Prozent zu den teuersten Krankenkassen. Im laufenden Jahr hatten etwa 24 Krankenkassen bereits ihre kassenindividuellen Beiträge angehoben.
Auch der Verwaltungsrat der AOK Nordwest hatte eine Erhöhung beschlossen: So soll der individuelle Zusatzbeitrag von 1,89 Prozent auf 2,79 Prozent steigen. Insgesamt liegt der Zusatzbeitrag dann bei 17,39 Prozent. Andere Krankenkassen, zum Beispiel die IKK - Die Innovationskrankenkasse belässt ihren – relativ hohen – individuellen Zusatzbeitrag von 3,1 Prozent und wird insgesamt einen Beitrag von 17,1 Prozent haben.
Zur Erinnerung: Seit 2015 liegt der allgemeine Beitragssatz der gesetzlichen Krankenkassen bei 14,6 Prozent. Diesen teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils zur Hälfte (7,3 Prozent). Krankenkassen erheben aber darüber hinaus einen Zusatzbeitrag, wenn die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds nicht zur Deckung ihrer Ausgaben ausreichen.
„Mit den anstehenden Beitragssatzerhöhungen wird die finanzielle Belastbarkeit der Versicherten und Arbeitgebenden zunehmend an ihre Grenzen gebracht“, warnte Pfeiffer. Die Politik scheine „sich an steigende Zusatzbeitragssätze für Millionen gesetzlich Versicherte und ihre Arbeitgebenden gewöhnt zu haben, nimmt sie diese doch anscheinend gleichmütig hin“, fügte sie hinzu.
Wie hoch die Beiträge der Krankenkassen im kommenden Jahr werden, wird sich vor allem kommende Woche zeigen: Bei den meisten großen Krankenkassen tagen dann die Verwaltungsräte, die den Zusatzbeitrag beschließen werden.
Dabei wird es am Dienstag kommende Woche interessant, wenn beispielsweise der Verwaltungsrat der derzeit noch günstigsten bundesweit geöffneten Krankenkassen, die hkk aus Bremen, tagt. Bisher liegt der Zusatzbeitrag dort bei 0,98 Prozent. Am gleichen Tag treten auch die AOKen in Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg zu dem Thema zusammen.
Spannung versprechen auch die folgenden Tage: Am Mittwoch tagen die Verwaltungsräte der AOK Hessen sowie die AOK Plus. Auch der Verwaltungsrat einer der finanzstärksten Krankenkassen, die Techniker Krankenkasse, wird ebenso am Mittwoch über den Zusatzbeitrag entscheiden. Bisher liegt der bei der TK bei 1,2 Prozent.
Am Donnerstag folgt die AOK Rheinland/Hamburg sowie die AOK Bayern mit einer Entscheidung. Auch der DAK Verwaltungsrat ist dann am Zug. Am Freitag wird die Barmer ihren Zusatzbeitrag beschließen, ebenso wie die AOK Nordost. Diese beiden Krankenkassen hatten bereits im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, als dort deutlich höhere Zusatzbeiträge als in der Branche erwartet beschlossen wurden.
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