Vermischtes

Neuer Höchstwert bei den Arzneimittelausgaben

  • Dienstag, 26. November 2024

Berlin – Die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben einen neuen Rekordwert erreicht. Sie betrugen laut dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) im vergangenen Jahr rund 54 Milliarden Euro und lagen damit um 74,0 Prozent höher als vor zehn Jahren. Die Anzahl der Verordnungen ist im selben Zeitraum lediglich um 13,2 Prozent von 651,5 auf 737,3 Millionen gestiegen.

Die große Steigerung ist laut der Analyse vor allem auf die Preisentwicklung patentgeschützter Arzneimittel zurückzu­führen. Auf diese entfallen demnach mehr als die Hälfte der Ausgaben, gleichzeitig decken sie aber einen immer geringeren Versorgungsanteil ab: Nach verordneten Tagesdosen lag dieser im Jahr 2023 bei 6,7 Prozent. Im Jahr 2014 waren es noch 11,4 Prozent.

Die Folge ist laut dem WIdO, dass zunehmend mehr Geld für die Versorgung von wenigen Patientinnen und Patienten aufgewendet wird. „Dies zeigt deutlich, dass der bestehende regulatorische Rahmen dringend weiterentwickelt werden muss, um eine bezahlbare und nachhaltige Arzneimittelver­sorgung in der GKV zu sichern“, sagte der WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.

Laut dem WIdO-Bericht kostete 2014 eine Packung eines patentgeschützten Arzneimittels im Durchschnitt 190,06 Euro. 2023 lagen die Kosten mit 587,72 Euro mehr als dreimal so hoch. Die Steigerung bei den durchschnittlichen Packungspreisen für Arzneimittel, deren Patentschutz abgelaufen ist und die damit auch als Generika verfügbar sind, lag in den letzten zehn Jahren bei 31,0 Prozent.

Im generikafähigen Marktsegment kostete eine Arzneimittelpackung 2023 durchschnittlich 34,85 Euro (2014: 26,60 Euro). Patentgeschützte Arzneimittel haben damit 2023 im Schnitt knapp 17-mal so viel gekostet wie Arzneimittel im generikafähigen Markt.

Im laufenden Jahr 2024 nimmt der Ausgabenanstieg laut dem WIdO noch an Fahrt auf: Die Ausgaben stiegen im ersten Halbjahr 2024 um über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Es ist höchste Zeit, dass die Politik entschiedene Maßnahmen ergreift, um die Preisgestaltung bei Markteinführungen stärker zu regulieren“, appellierte Schröder. Ohne konsequentere Regulierungen bestehe die Gefahr, „dass lebenswichtige Innovationen zwar entwickelt, aber unerschwinglich werden“, so seine Warnung.

Der Bericht enthält auch Daten zu den verordnenden Facharztgruppen. Die meisten Arzneiverordnungen wurden danach 2023 mit 25,0 Milliarden definierten Tagesdosen (DDD, Defined Daily Dose) von Hausärztinnen und Hausärzten veranlasst, gefolgt von den hausärztlich tätigen Internistinnen und Internisten mit 12,8 Milliarden DDD. Die höchsten durchschnittlichen Nettokosten je Arzt waren mit 5,1 Millionen Euro bei den Verordnungen durch Fachärztinnen und -ärzte für Hämatologie/Onkologie zu verzeichnen.

Die WIdO-Publikation informiert auch darüber, wie viele Arzneimittel jeder GKV-Versicherte im Jahr 2023 in Deutschland durchschnittlich erhalten hat: Demnach wurden im vergangenen Jahr 651 DDD je Versicherten verordnet.

hil

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