Politik

Gesundheitsexperte für radikalen Umbau der Kranken­hauslandschaft

  • Mittwoch, 8. September 2021
/upixa, stock.adobe.com
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Osnabrück – Gesundheitsexperte Reinhard Busse hat von der nächsten Bundesregierung einen radikalen Umbau der Krankenhauslandschaft gefordert.

„Wir brauchen dringend eine Reform hin zu besser ausgestatteten Krankenhäusern und weniger unnöti­gen Betten in schlecht ausgestatteten Kliniken. Dann hätten wir auch mehr Pflegepersonal pro Patient“, sagte der Professor für Management im Gesundheitswesen der TU Berlin im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Im ersten Coronajahr seien nur 67 Prozent der Betten belegt gewesen, in diesem Jahr nur 64 Prozent. „Das heißt: Jedes dritte Bett steht leer“, so Busse. Um ihre Betten zu füllen, behandelten Kliniken viele Patienten unnötig stationär, etwa bei Diabetes, Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz. „Es sind die Kran­kenhäuser selbst, die ihre Fälle über die Notaufnahmen rekrutieren“, kritisierte der Wissenschaftler.

„Gleichzeitig werden noch sehr viele Menschen in den falschen Krankenhäusern behandelt, etwa solche mit Herzinfarkt in Krankenhäusern ohne Herzkatheter, solche mit Schlaganfall ohne Schlaganfalleinheit.“ Busse forderte daher auch eine Vergütungsreform.

Krankenhäuser sollten nur für solche Leistungen bezahlt werden, die sie adäquat erbringen könnten. Zu­dem müssten die Länder endlich anfangen, ihre Krankenhauslandschaft so zu planen, dass sie sich am Bedarf und der Qualität orientiere.

Konkret sprach sich Busse dafür aus, die Krankenhauslandschaft in einem ersten Schritt auf die knapp 600 „echten“ Krankenhäuser zu konzentrieren, die für die wichtigsten Erkrankungen derzeit adäquat ausgestattet seien.

Diese 600 Häuser halten nach seinen Angaben etwas über 300.000 der 400.000 Akutbetten parat. „Je mehr von den 800 anderen Kliniken in ambulant-stationäre Zentren umgewandelt werden, desto mehr könnten auch die 600 Krankenhäuser weiter konzentriert werden“, sagte Busse.

Schließlich gebe es in Deutschland nur 500 Herzinfarkte am Tag, und es wäre sinnvoll, wenn in allen Krankenhäusern Kardiologen rund um die Uhr im Schichtdienst arbeiteten. Busse hält es für möglich, auf ein Viertel der stationären Behandlungen zu verzichten. Dadurch ließen sich „vielleicht zwei Prozent der Krankenkassenbudgets“ einsparen, sagte der Wissenschaftler der Zeitung.

kna

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