Grüne: Menschen in seelischen Krisen oft fehlversorgt

Hamburg – Bei der Reform der Notfallversorgung müssen Menschen in seelischen Krisen aus Sicht der Grünen stärker mitgedacht werden. „Wenn psychisch erkrankte Menschen die Notfallambulanz aufsuchen, werden sie zu häufig weggeschickt oder fehlversorgt“, sagte die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bundestages, Kirsten Kappert-Gonther (Grüne), dem Spiegel.
„Es muss deshalb eine flächendeckende Vernetzung zwischen den Notaufnahmen und psychiatrischen Krisendiensten geschaffen werden.“ In jedem Notfallteam sollte künftig psychiatrische und psychosoziale Kompetenz verankert werden, forderte sie. Die psychiatrische Notfall- und Krisenversorgung müsse, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, endlich ausgebaut werden.
Dem Bundesgesundheitsministerium liegen bereits Reformvorschläge einer Expertenkommission für eine verbesserte Notfallversorgung vor. Außerdem unterstrich die Grünenpolitikerin ihre Forderung, dass dringend mehr Kassensitze für Psychotherapeuten geschaffen und bestehende Angebote besser vernetzt werden müssten, um der gestiegenen Nachfrage nachzukommen.
„Der Gesundheitsminister sollte dem Gemeinsamen Bundesausschuss endlich den Auftrag erteilen, die Bedarfsplanung anzupassen“, so Kappert-Gonther.
Seit Jahren streiten Politik und Gesundheitswesen über eine Reform der Notfall- und Akutversorgung. Betroffen sind das Rettungswesen, die Notaufnahmen der Krankenhäuser und die Notfalldienste der niedergelassenen Ärzte.
Die Zahl von Notfallpatienten in Deutschland ist zuletzt deutlich gestiegen. 2019 wurden 27,8 Millionen Notfälle versorgt – drei Millionen mehr als noch 2009. Die Folgen sind überfüllte Notfallambulanzen in Krankenhäusern, überlastetes Personal und wegen stundenlanger Wartezeiten genervte Patienten.
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