Helmut Frister neu an der Spitze des Deutschen Ethikrates

Berlin – Der Düsseldorfer Jurist Helmut Frister ist neuer Vorsitzender des Deutschen Ethikrats. Der Rat tagte heute in Berlin erstmals in seiner neuen Amtszeit und in seiner neuen Zusammensetzung und wählte neben Frister die Neurowissenschaftlerin Susanne Schreiber, die Philosophin und Digitalethikerin Judith Simon sowie die Ärztin und Medizinethikerin Eva Winkler in den Vorstand beziehungsweise als stellvertretende Vorsitzende.
Frister ist kein neues Gesicht im Deutschen Ethikrat. Für den 67-jährigen Seniorprofessor und Lehrstuhlinhaber für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist die vierjährige Amtszeit, die am 10. Oktober begonnen hat, bereits die zweite im Rat. Er wurde von der Bundesregierung kürzlich wiederberufen.
Außerdem gehört Frister der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und dem Ethikkomitee des Universitätsklinikums Düsseldorf an, ist stellvertretender Vorsitzender der nordrhein-westfälischen PID-Kommission, Mitglied der Ständigen Kommission Organtransplantation bei der Bundesärztekammer und der Ethikkommission bei der Ärztekammer Nordrhein.
Als Teil einer Arbeitsgruppe der Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften war er an der Ausarbeitung einer Stellungnahme zur Notwendigkeit einer zeitgemäßen Gesetzgebung im Fortpflanzungsmedizinrecht beteiligt.
Über seine heutige Wahl zum neuen Ratsvorsitzenden zeigte sich Frister erfreut. Welche Themen der Rat in den nächsten vier Jahren bearbeiten wolle, stehe jedoch noch nicht fest, sagte er dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ). Heute habe man sich zunächst zu einem Brainstorming zusammengefunden und es seien viele Themen auf dem Tisch.
„Mein Wunsch ist es jedoch, dass eine der beiden Stellungnahmen, die der Rat auf jeden Fall in der kommenden Amtszeit veröffentlichen wird, auch ein lebenswissenschaftliches Thema ist“, sagte Frister. Ihm persönlich liege dabei das Thema der Generationengerechtigkeit besonders am Herzen. Welche Themen aber tatsächlich erörtert würden, unterliege dem Beschluss des gesamten Rates.
„Geeinigt haben wir uns jedoch bereits auf das Thema unserer Jahrestagung im Juni 2025“, sagte er. Dann wolle sich das Gremium mit den Bedingungen für Solidarität und sozialen Zusammenhalt beschäftigen. „Das Thema liegt quasi auf der Straße“, sagte Frister. „Wir halten es für notwendig, diese grundsätzlichen ethischen Fragen in der Öffentlichkeit zu diskutieren.“
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas gratulierte kurz nach der Wahl dem neuen Vorsitzenden und dem Vorstand. Bei ihrer Ansprache unterstrich sie die Bedeutung des Ethikrates. „Für uns Abgeordnete im Deutschen Bundestag ist Ihre Arbeit eine große Hilfe“, sagte sie. „Sie helfen dabei, manche emotionale Debatte zu versachlichen. Sie weisen auf Entwicklungen hin, die nicht übersehen werden dürfen. Und auf Konflikte, die wir hier im Parlament aushandeln müssen.“
Die Bundestagspräsidentin würdigte die bisherige Arbeit des Rates und bestärkte ihn, vor allem in Zeiten von Polarisierung und Wissenschaftsskepsis weiter wichtige ethische Debatten in den Mittelpunkt zu stellen.
Eigentlich soll der Deutsche Ethikrat entsprechend des Ethikratgesetzes 26 Mitglieder haben, die je zur Hälfte von Bundesregierung und Bundestag benannt sind. Der aktuelle Ethikrat umfasst jedoch nur 25 Mitglieder, da der personelle Vorschlag der AfD-Fraktion im Plenum des Bundestages abgelehnt wurde. Alle Ratsmitglieder üben ihr vierjähriges Mandat ehrenamtlich aus und dürfen maximal einmal wiederberufen werden.
In diesem Jahr hatte sich die Berufung der neuen Ratsmitglieder durch die Bundesregierung verzögert. Die Arbeit des interdisziplinär besetzten Gremiums ruhte deshalb seit dem Frühjahr. Bereits im April waren viele Mitglieder turnusmäßig ausgeschieden, unter ihnen die bisherige Vorsitzende Alena Buyx, Ärztin und Medizinethikerin an der Technischen Universität München.
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