Hochschulmedizin fordert zügige Umsetzung der Krankenhausreform

Berlin – Die jüngst beschlossene Krankenhausreform bewertet die Deutsche Hochschulmedizin als einen „Meilenstein für die gesamte Krankenhauslandschaft“. „Wir sind heilfroh über diese Trendwende“, betonte Jens Scholz, 1. Vorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands (VUD), beim „Tag der Hochschulmedizin“, der heute zum vierten Mal in Berlin stattfand.
Aufgrund der finanziellen Situation müsse die Reform jetzt dringend umgesetzt werden, fordern die Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten in Deutschland. „Mit der Entscheidung für die Krankenhausreform ist ein sehr guter Anfang gemacht, der jetzt konstruktiv fortgesetzt werden muss“, sagte Scholz. „Die Chance liegt darin, mit der Zuweisung der Leistungsgruppen jetzt vernünftig zu transformieren und wirklich Strukturen weiterzuentwickeln.“
Die dringende Notwenigkeit dazu unterstrich heute auch noch einmal Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Das deutsche Gesundheitssystem ist derzeit äußerst ineffizient“, sagte er. Die Lebenserwartung in Deutschland liege unter dem Durchschnitt anderer EU-Staaten, die Qualität der Versorgung müsse verbessert werden.
Es hätte daher für ihn drei Themenblöcke gegeben, die besonders dringend angefasst werden mussten: die Reformen der Krankenhausstrukturen, die Digitalisierung des Gesundheitssystems und die Nutzbarmachung von Gesundheitsdaten für Versorgung sowie neue Gesetze in der Medizinforschung und die Stärkung des Studienstandorts Deutschland.
„Diese Dinge sind der Kern einer Modernisierung des Gesundheitssystems“, sagte Lauterbach. „Bisher sind wir in Deutschland weit unter unseren Möglichkeiten geblieben. Jetzt befinden wir uns im Aufbruch.“ Ihm werde zwar häufig vorgehalten, er unterhalte sich zu wenig mit Lobbyisten. „Und das trifft auch zu.“ Mit der Hochschulmedizin hätte er sich aber immer eng abgestimmt. Sie hätte ihn bei seinen Reformprozessen unterstützt und sei für ihn ein guter Verbündeter gewesen, betonte er. „Ich konnte mich auf Sie verlassen. Dafür danke ich Ihnen sehr“, sagte er.
Dass die Universitätskliniken die „Gewinner“ der Krankenhausreform seien, möchte Scholz aber nicht verstanden wissen. „Wir alle brauchen diese Reform.“ Krankenhausplanung müsste eigentlich unpolitisch sein, meinte er. Allein die Suche nach der besten Lösung sollte im Vordergrund stehen. Dabei sollten die Bundesländer auch über die eigenen Grenzen hinweg schauen und nach gemeinsamen Lösungen suchen. Mit der Reform sei Ländern ein Instrumentarium gegeben, das eine bedarfsgerechte und verbesserte Krankenhausplanung und deren Umsetzung durch den Transformationsfonds finanziell ermögliche, so Scholz. Die Universitätsklinika würden den Wandel mit allen Kräften mitgestalten wollen.
„Es ist nötig, alle Effizienzreserven zu heben, unterstrich auch Lars Peter Feld, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und Leiter des Walter Eucken Instituts. Auch er lobte die Krankenhausreform als „wesentlichen Schritt in die richtige Richtung“ angesichts des demografischen Wandels. Die Sozialsysteme gerieten unter steigenden Druck, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gingen, erklärte Feld.
Gleichzeitig werde das Wirtschaftswachstum gebremst, was zu geringeren Einnahmen für die öffentlichen Finanzen führe. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, seien weitere Korrekturen erforderlich. Deutschland habe ein hohes Niveau der Krankenversorgung, der Gesundheitszustand der Deutschen sei jedoch nur durchschnittlich, mahnte Feld. Es gebe zudem einen vergleichsweise hohen Anteil von Menschen mit vielen Risikofaktoren und auch bei der Inanspruchnahme des ambulanten und stationären Versorgungssystems nehme Deutschland einen Spitzenplatz ein.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: