Politik

Kampagne #IchHatteCorona gibt COVID-19 ein Gesicht

  • Montag, 30. November 2020
/Screenshot DÄ
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Berlin – Eine neue Aufklärungskampagne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sammelt in Videos Erfahrungsberichte zu COVID-19. Menschen, die selbst mit SARS-Co­V-2 infiziert waren oder die Angehörige verloren haben, sollten „der Krankheit ein Ge­sicht“ geben, schrieb das Ministerium zum Start der Kampagne vergangene Woche.

Das Coronavirus sei weiterhin für viele Menschen nicht greifbar und unberechenbar, hieß es weiter. Doch hinter jeder SARS-CoV-2-Infektion stecke eine persönliche Geschichte: Vom Moment der Ansteckung, über das Leben in Isolation oder einen Aufenthalt auf der Intensivstati­on, über wochenlanges Koma bis hin zur langwierigen Erholung danach.

Unter dem Hashtag #IchHatteCorona werden nun in sozialen Medien immer mehr persön­liche Geschichten in Video- aber auch Textform zusammengetragen. Beispielsweise schrieb ein Professor: „Ich bin zwar Infektionsbiologe, aber mir ging es nicht anders als den meisten: Corona trifft nur die anderen, glaubte ich“. Er hielt seine Symptome anfangs für Heuschnupfen, „aber vollständig genesen bin ich heute, ein halbes Jahr später, immer noch nicht“.

An anderer Stelle berichtet ein Krankenpfleger von seinem Geruchsverlust, der ihm zu­nächst keine Sorgen bereitet habe – im Gegenteil. „Ich dachte: Gut, jetzt kann ich den Leuten erzählen, dass die Krankheit nicht so schlimm ist“, gab er zu. Doch erst nach etwa zweieinhalb Monaten kam sein Geruchssinn zurück. „Viele verstehen das Problem nicht. Sie verstehen nicht wie es ist, ohne Duft und Geschmack zu leben“, schrieb er nun.

Bereits in der Woche zuvor hatte die Bundesregierung mit drei Videos unter dem Hashtag #BesondereHelden besonders Jugendliche zur freiwilligen Kontaktreduktion aufgerufen.

Die zwei-Minuten-Kurzfilme spielen Jahrzehnte nach der Coronapandemie und zeigen ältere Menschen, die sich im Stil einer Geschichtsdokumentation an ihre Jugend im Jahr 2020 zurückerinnern. Sie seien damals, durch ihr Zuhausebleiben und Nichtstun, zu Hel­den geworden.

Die Videos verbreiteten sich rasant im Internet, ernteten neben viel Lob aber auch Kritik. So wurde zum Beispiel der Satz „Unsere Couch war die Front, und unsere Geduld war die Waffe“ von manchen als Kriegsrelativierung verstanden. Zudem hätten Themen wie Ein­samkeit, häusliche Gewalt oder Existenzängste keine Erwähnung gefunden.

Regierungssprecher Steffen Seibert verteidigte die Kampagne: Sie sei eine Überhöhung mit Augenzwinkern. Man könne auch nicht alle Aspekte in ein so kurzes Video packen. Er entschuldigte sich bei jenen, die sich bei den Videos unwohl gefühlt hätten, wies aber darauf hin, dass sie trotzdem ein Erfolg gewesen seien.

jff

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