Konzept für Weiterentwicklung der Gesundheitsstrukturen in Thüringen vorgelegt

Erfurt – Ärzte und Krankenkassen in Thüringen haben der Gesundheitsministerin des Landes, Heike Werner (Linke), ein „Zielbild 2030 der medizinischen Versorgung in Thüringen“ überreicht. Danach soll das Bundesland bis 2030 keine Krankenhausstandorte verlieren.
Sie sollten aber in anderer Form als aktuell erhalten bleiben, sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Plus, Rainer Striebel, bei der Vorstellung des Konzeptes. Auch die Präsidentin der Landesärztekammer, Ellen Lundershausen, mahnte Veränderungen im Gesundheitswesen an. „Es ist Gefahr in Verzug – und zwar für die Versorgung der Bevölkerung“, sagte sie.
Werner kündigte an, in den kommenden Wochen und Monaten gemeinsam mit den Akteuren der Thüringer Gesundheitsversorgung intensiv zu diskutieren, wie die Gesundheitspolitik des Landes die Zukunftsaufgaben bewältigen könne.
„Die vorhandenen Ideen müssen jetzt in Detailarbeit zur Entscheidungsreife geführt werden, um auch weiterhin die bestmögliche Gesundheitsversorgung für die Menschen in Thüringen garantieren zu können“, sagte die Ministerin.
Nach Angaben aus dem Zielbild gibt es derzeit in Thüringen 45 Krankenhäuser mit etwa 14.300 Krankenhausbetten. Dort werden pro Jahr etwa 600.000 stationäre und etwa 1,3 Millionen ambulante Behandlungsfälle behandelt. Zudem gibt es etwa 1.700 Hausärzte sowie etwa 2.200 niedergelassene Fachärzte in Thüringen.
Zentral in dem Papier ist die Feststellung, dass der demografische Wandel die medizinische Versorgung der Bevölkerung vor eine große Herausforderung stelle. Es verweist darauf, dass die Einwohnerzahl nach Bevölkerungsprognosen bis 2030 um rund sechs Prozent sinken werde.
Weil die Menschen gleichzeitig immer älter würden und es schon heute an Ärzten und Pflegern mangele, müsse man neue Wege gehen, wenn man den Menschen weiterhin eine gute medizinische Versorgung anbieten wolle, hieß es.
„Wir benötigen mehr ärztliche Arbeitszeit, die aber nicht allein durch eine Erhöhung der Zahl der Ärzte zu erreichen ist. Deshalb brauchen wir sinnvolle und sachgerechte Strukturen“, so Lundershausen.
Die Erste Vorsitzende der Kassenärztliche Vereinigung Thüringen, Annette Rommel, sagte, dass sich vor allem kleinere Thüringer Krankenhäuser zu „multiprofessionellen Häusern“ umwandeln müssten. Diese sollten weiterhin zwar auch über einige Betten zur stationären Aufnahme von Patienten verfügen, aber deutlich stärker als bislang mit niedergelassenen Ärzten zusammenarbeiten.
Ähnlich äußerte sich die Vorsitzende des Vorstands der Landeskrankenhausgesellschaft, Gundula Werner. Man brauche in Zukunft im ländlich geprägten Thüringen einen ausgewogenen Kompromiss zwischen der flächendeckenden medizinischen Versorgung der Menschen in allen Regionen und der Konzentration bestimmter medizinischer Leistungen an einigen Standorten, sagte sie.
Auf die Bedeutung neuer Technologien verwies Arnim Findeklee, Leiter der Landesvertretung Thüringen des Verbandes der Ersatzkassen. „Ein leistungsfähiges Gesundheitssystem der Zukunft ist ohne die umfassende Nutzung der Digitalisierung nicht vorstellbar. Thüringen muss zu einem bundesweiten Vorreiter bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen werden“, betonte er.
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