Krankenhäuser in Niedersachsen erhalten mehr Geld, Lage angespannt

Hannover – Die niedersächsischen Krankenhäuser sollen in diesem Jahr mehr Geld von den Krankenkassen erhalten. Insgesamt bekämen die 168 Krankenhäuser mehr als 5,5 Milliarden Euro für ihre Behandlungen und damit knapp 234 Millionen Euro mehr als im Vorjahr, wie der Verband der Ersatzkassen (vdek) mitteilte.
Hintergrund sei eine Preissteigerung auf durchschnittlich knapp 4.000 Euro pro Behandlung. Die Erhöhung wurde vom Gesundheitsministerium genehmigt, nachdem sich Krankenkassen und Krankenhäuser verständigt hatten.
„Das deutliche Plus gibt den Krankenhäusern gerade in diesen Zeiten eine gute Planungssicherheit“, sagte Hanno Kummer, Leiter der vdek-Landesvertretung. Die niedersächsischen Kliniken würden zusätzlich durch ein von der Bundesregierung beschlossenes Hilfspaket mit rund 800 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds unterstützt.
Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) ist unzufrieden mit der Einigung. „Die vereinbarten Erlössteigerungen für die Krankenhäuser reichen bei weitem nicht aus“, sagte Verbandsdirektor Helge Engelke. Die NKG wies darauf hin, dass man sich mit den Landesverbänden der Krankenkassen auf einen Anstieg des Landesbasisfallwerts von 4,37 Prozent geeinigt habe. Das sei die Erlösobergrenze, die laut Bundesgesetz maximal möglich sei.
„Tatsächlich werden damit weder die Defizite des Jahres 2022 noch die zu erwartenden Kostensteigerungen des Jahres 2023 aufgefangen“, bemängelte Engelke. Bei einer Inflation von zehn Prozent stiegen die Erlöse 2022 gerade einmal um 2,32 Prozent. Die Vergütungssteigerung von 4,37 Prozent decke weder diese Lücke, noch die Steigerungen von Sachkosten und Tarifen, die 2023 auf die Krankenhäuser zukämen. Engelke forderte eine Anhebung des Preisdeckels zum Ausgleich der Inflationslasten. „Sonst kann eine auskömmliche Finanzierung der Krankenhäuser nicht mehr sichergestellt werden.“
Laut NKG sind derzeit mehr als 80 Prozent der Kliniken im Land existenzgefährdet. Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser sei „so schlecht wie nie zuvor“, teilte die NKG nach einer Umfrage unter den 167 niedersächsischen Krankenhäusern mit, an der sich 123 Einrichtungen beteiligten.
Gründe für die bedrohliche Situation seien demnach die Pandemie und die damit verbundenen Personalausfälle sowie gestiegene Energie- und Sachkosten. Eine Besserung sei derzeit nicht in Sicht: Kein einziges Krankenhaus gab der NKG zufolge an, für 2023 mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung zu rechnen. Stattdessen wird mit einer „weiteren und massiven Verschlechterung“ der Lage gerechnet.
„Die Krankenhäuser in Niedersachsen befinden sich in einer existenziellen Krise“, betonte Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG. „Angesichts der vorliegenden Zahlen sollten bei den politisch Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene alle Alarmglocken schrillen.“ Der Fortbestand nahezu aller Krankenhäuser sei gefährdet.
Weder würden die angekündigten bundesweit sechs Milliarden Euro Hilfszahlungen durch den Bund helfen, noch könne man auf die Krankenhausreform warten. Das Problem sei, dass Krankenhäuser im Vergleich zu anderen Branchen die gestiegenen Ausgaben nicht durch höhere Preise weitergeben können, da dies das „das starre System“ der Krankenhausfinanzierung nicht vorsehe.
Am stärksten sind die Preise laut NKG für Gas- und Brennstoffe (67 Prozent) sowie für Strom (43 Prozent) gestiegen. Von der Politik fordert die NKG daher, die Krankenhäuser vor der Insolvenz zu retten.
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