Politik

Krankenhäuser sehen ihre Existenz gefährdet

  • Mittwoch, 26. Juli 2023
/picture alliance, APA, Barbara Gindl
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Berlin – Die Krankenhäuser zeichnen ein düsteres Bild ihrer wirtschaftlichen Lage. An Verbesserungen durch die geplante Krankenhausreform glauben sie nicht. Das zeigt eine Blitzumfrage des Deutschen Kranken­haus­instituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Besonders dramatisch schätzen die Krankenhäuser demnach ihre wirtschaftliche Perspektive ein. 69 Prozent der Kliniken sehen ihre Existenz kurz- und mittelfristig gefährdet, fast kein Krankenhaus kann seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken.

Große Zweifel hegen die Kliniken daran, dass die Krankenhausreform in wesentlichen Feldern Verbesserung bringen würde. Nur elf Prozent erwarten, dass sie durch die Krankenhausreform mehr Personal gewinnen können. Gut finden die Kliniken, dass die diagnosebezogenen Fallpauschalen bei einer Reform durch Vorhaltepauschalen ergänzt werden sollen

Keinerlei Hoffnungen setzen die Krankenhäuser in die Versprechen des Bundesgesundheitsministers, die Reform werde für weniger Bürokratie und weniger wirtschaftlichen Leistungsdruck sorgen. Zwei Drittel halten die Ankündigung der „Entökonomisierung“ für ein leeres Versprechen, und 91 Prozent erwarten keinerlei Ent­lastung bei der Bürokratie.

Der Vorstandsvorsitzende der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sprach mit Blick auf die Umfrage von einem Weckruf für den Bundesgesundheitsminister. Karl Lauterbach (SPD) müsse schnell handeln und die Kliniken mit einem Inflationsausgleich von den extrem gestiegenen Kosten zu entlasten, die sie selbst nicht mehr tragen könnten.

„Wir machen uns daher vor allem Sorgen um die kommenden Jahre, in denen die Reform noch nicht greifen wird. Es bleibt fraglich, wie viele Krankenhäuser die Reform unter den jetzigen schweren wirtschaftlichen Bedingungen überhaupt erleben werden“, sagte er.

Auch zeigte sich Gaß skeptisch, dass sich die Personalsituation verbessern werde. Wenn Krankenhäuser regio­nal schließen müssten, zögen die Pflegekräfte im Regelfall nicht einfach wie ein Wanderzirkus in das nächste große Krankenhaus weiter. „Bisherige Schließungen von Standorten haben gezeigt, dass sich die Pflegekräfte vielmehr neue Arbeitgeber in der Nähe ihres Wohnortes suchen.“

An keiner Stelle seien in den Eckpunkten konkrete Maßnahmen zur Entbürokratisierung beschlossen worden, fügte der Krankenhauschef hinzu. „Pflegekräfte müssen heute drei Stunden ihres Arbeitstages mit Doku­men­tationsarbeiten verbringen. Das zeigt, welch enormes Arbeitskräftepotential konsequente Entbürokratisierung freisetzen könnte.“

may/kna

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