Rheumatologen kritisieren geplante Systematik der Krankenhausreform

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hält einen wichtigen Ansatz der geplanten Krankenhausreform für fragwürdig und fordert eine Neuorientierung. Dabei geht es um die Bildung der Leistungsgruppen.
Zur Erinnerung: Nach einer Einigung zwischen dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) und den Ländern von Anfang Juni sollen nach einer mehrjährigen Übergangsphase 60 Prozent der Krankenhausbetriebskosten über Vorhaltepauschalen und 40 Prozent über diagnosebezogene Fallpauschalen finanziert werden. Das Pflegebudget soll künftig in der Vorhaltefinanzierung enthalten sein.
Die Vorhaltevergütung erhalten die Häuser für Leistungsgruppen, die ihnen die Planungsbehörden der Länder zugewiesen haben und deren Qualitätskriterien sie erfüllen. Als Beispiel dient häufig das Leistungsgruppensystem des Landes Nordrhein-Westfalen. Die DGRh kritisiert, dass die Zuordnung von Patienten zu einem Fachbereich nicht immer möglich sei, weil diese oft mehrere Fachbereiche durchliefen.
Ein besonderes Problem aller internistischen Spezialisierungen sei zudem, dass es nur wenige exklusive kodierte Prozeduren (OPS) gebe, die sich ausschließlich einem Fachbereich zuordnen ließen. „Derzeit ist die rheumatologische Komplexbehandlung, die einzige Leistung, die als exklusiv rheumatologisch gilt“, sagte Heinz-Jürgen Lakomek, Geschäftsführer des Verbandes der rheumatologischen Akutkliniken.
Sie umfasse neben der medikamentösen Rheumatherapie auch eine gezielte Schmerztherapie, physio- und ergotherapeutische Anwendungen sowie oft auch eine psychologische Betreuung.
In der Diskussion um Versorgungs- und Vergütungsstrukturen werde die akutstationäre Rheumatologie häufig mit einer rheumatologischen Komplexbehandlung gleichgesetzt. In der Realität mache die Komplexbehandlung aber nur zehn Prozent der stationären Behandlungen in rheumatologischen Kliniken und Fachabteilungen aus und beschränke sich weitgehend auf spezialisierte rheumatologische Fachkliniken.
Qualifizierte akutstationäre rheumatologische Versorgung finde jedoch auch in anderen Krankenhäusern mit rheumatologischen Abteilungen statt – bleibe aber oft unsichtbar. „Rund 50 Prozent der Fälle mit typisch rheumatologischen Diagnosen werden in Fachabteilungen behandelt, deren Fachabteilungsschlüssel die rheumatologische Expertise nicht widerspiegelt“, sagte DGRh-Präsident Christof Specker.
Bei einigen rheumatologischen Erkrankungen liege dieser Anteil sogar über 75 Prozent. Diese Fälle gingen der Rheumatologie bei der derzeitig geplanten Bildung der Leistungsgruppen verloren, so die Kritik.
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