Krankenhausgesellschaft erwartet bis zu 20 Prozent weniger Kliniken

Berlin – Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet die Schließung von bis zu einem Fünftel der Kliniken in Deutschland. „Auch wir als Krankenhäuser haben längst akzeptiert, dass wir Standorte zusammenlegen, umgestalten oder schließen müssen“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) heute.
Gaß geht davon aus, dass es innerhalb von zehn Jahren bis zu 20 Prozent weniger Klinikstandorte geben wird als heute. Das sei eine realistische Größenordnung, um eine gute Balance zwischen wohnortnaher Versorgung und Spezialisierung zu erreichen, sagte Gaß vor einem morgen geplanten Protesttag der Krankenhäuser. Laut Statistischem Bundesamt gab es in Deutschland im Jahr 2021 rund 1.900 Kliniken.
Gerade für komplexere Eingriffe seien größere Einheiten nötig. „Wir werden auf absehbare Zeit gar nicht mehr das Personal haben, die bisherigen Strukturen unverändert aufrecht zu erhalten“, argumentierte er. Deshalb teile die Klinikbranche grundsätzlich die Ziele der Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Nötig sei aber ein gut organisierter Transformationsprozess, mit gezielten Fusionen zu größeren Einheiten und einem Umbau kleinerer Kliniken zum Beispiel in Gesundheitszentren, die sich um die Pflege und kleinere ambulante Eingriffe kümmerten, betonte Gaß.
Lauterbach plant, über den Sommer einen Gesetzentwurf zu erstellen, damit die Krankenhausreform Anfang 2024 in Kraft treten kann. Im Blick stehen unter anderem einheitliche Qualitätskriterien und Einstufungen des Kliniknetzes. Außerdem soll das Vergütungssystem mit Pauschalen für Behandlungsfälle geändert werden, um Kliniken von wirtschaftlichem Druck zu immer mehr Fällen auf Kosten der Qualität zu lösen. Künftig sollen sie eine gesicherte Finanzierung allein für das Vorhalten bestimmter Leistungen bekommen.
Ablehnend äußerte sich DKG-Chef Gaß zur von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geplanten Qualitätsampel für Kliniken ab. „Wir halten von solchen Ampelsystemen überhaupt nichts“, sagte er ebenfalls dem RND.
Lauterbach vermittele den Eindruck, als könne an einigen Werten abgelesen werden, ob ein Krankenhaus gut oder schlecht sei. „Das ist Augenwischerei“, sagte Gaß.
„Die Zahl der möglichen Parameter ist so hoch, dass man das nicht in ein einfaches Ampelsystem gießen kann“, argumentierte der DKG-Chef. Krankenhäuser seien schon jetzt über ihre Qualitätsberichte so transparent wie kein anderer Bereich im Gesundheitswesen.
Gaß reagierte auf die Ankündigung Lauterbachs, eine Internetplattform schaffen zu wollen, auf der sich Versicherte über die Qualität der Krankenhäuser in ihrer Region informieren können sollen.
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