Krankenhausgesellschaft: Planbare Operationen jetzt sofort verschieben

Berlin – Eine Überlastung der Intensivstationen wegen der stark steigenden Coronaneuinfektionen ist aus Sicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft nicht mehr abzuwenden. „Der Wert von 4.000 belegten COVID-Intensivbetten ist praktisch nicht mehr zu vermeiden“, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) heute. Die Folge sei, dass Kliniken die planbaren Operationen „jetzt sofort verschieben müssen“.
In immer mehr Bundesländern stießen die Intensivstationen an ihre Grenzen. Dies bedeute für „alle“ Krankenhäuser, „dass sie unabhängig von der Anzahl der COVID-Patienten im eigenen Haus ihre Leistungen einschränken müssen, um dann auch für überlastete Kliniken einspringen zu können“.
Deutschland sei „in einer sehr kritischen Phase der Pandemie“. Für das Krankenhauspersonal würden die kommenden Wochen und „wahrscheinlich Monate“ noch einmal eine enorme Kraftanstrengung.
Der Intensivmediziner Uwe Janssens sagte dem RND, er gehe davon aus, dass die Zahl der COVID-19-Patienten mit Impfdurchbrüchen auf Intensivstationen weiter ansteige. „Aktuell haben nahezu 44 Prozent der über 60-jährigen Patienten mit COVID-19 auf Intensivstationen einen Impfdurchbruch. Das hat deutlich und sprunghaft zugenommen“, sagte Janssens dem RND.
Da gerade ältere Menschen trotz doppelter Impfung auf den Intensivstationen liegen, müsse die dritte Impfung „viel pragmatischer“ vorangetrieben werden, forderte Janssens. Es brauche „eine größere Flexibilität beim Boostern“.
Viele Ärzte schickten ihre älteren Patienten weg, weil sie noch nicht 70 Jahre oder älter seien, da die Ständige Impfkommission (STIKO) das so festgelegt habe, sagte Janssens, der zugleich Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ist. Dies halte er für einen großen Fehler.
Alle Älteren und auch Patienten mit schweren chronischen Begleiterkrankungen sollten schnell das Angebot für eine Auffrischungsimpfung erhalten, sagte der Intensivmediziner. Der Abstand von sechs Monaten zur vollständig erhaltenen Impfung solle aber weiter berücksichtigt werden.
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