Politik

Lauterbach: Elektronische Patientenakte wird die Medizin verändern

  • Donnerstag, 9. Januar 2025
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (r) und Praxisinhaber Oliver Pottkämper stehen in der Arztpraxis Praxis am Königsforst bei einer Demonstration der elektronischen Patientenakte „ePA“, um sich ein Bild von der Integration der elektronischen Patientenakte (ePA) in den Praxisalltag zu machen./picture alliance, Rolf Vennenbernd
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (r) und Praxisinhaber Oliver Pottkämper stehen in der Arztpraxis Praxis am Königsforst bei einer Demonstration der elektronischen Patientenakte „ePA“, um sich ein Bild von der Integration der elektronischen Patientenakte (ePA) in den Praxisalltag zu machen./picture alliance, Rolf Vennenbernd

Köln – Rund eine Woche vor dem Start der Pilotphase für die elektronische Patientenakte (ePA) hat Bundesge­sundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heute deren Nutzen für Patienten, Fachkräfte im Gesundheitswesen und die Forschung betont.

„Im Augenblick verlieren wir mehrere zehntausend Menschenleben im Jahr in Deutschland durch Medikations­fehler“, sagte der Minister beim Besuch einer Hausarztpraxis in Köln. Durch die in der Akte verfügbaren Medika­tionspläne werde es schnell mehr Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie geben.

Außerdem werde die ePA Diagnostik und Therapie deutlich verbessern. „Bei länger behandelten Patienten ist es im Augenblick eine absolute Ausnahme, wenn alle Befunde vorliegen“, erläuterte Lauterbach. Mit der ePA werde die Behandlung langfristig besser und komfortabler, weil die Ärzte alle Daten vorliegen hätten und die Behand­lung so optimieren könnten. „Dies wird eine ganz andere Medizin möglich machen.“

Große Zustimmung zur ePA äußerte auch der Praxisinhaber Oliver Pottkämper aus Köln. „Jede Information, die ich schneller und vollständiger habe, nutzt dem Patienten oder der Patientin“, sagte er dem Deutschen Ärzte­blatt. Zwar rechne er damit, nach dem Start der Pilotphase Gespräche mit Patienten über den Nutzen der Akte und über mögliche Bedenken führen zu müssen. „Aber dabei werde ich unbedingt dazu raten, die Akte zu nutzen“, so Pottkämper.

Ab dem 15. Januar 2025 wird die ePA in einer mehrwöchigen Pilotphase in Nordrhein-Westfalen, Franken und Hamburg im Praxisbetrieb erprobt. Insgesamt beteiligen sich etwa 200 Zahnarztpraxen, Arztpraxen und psycho­therapeutische Praxen, rund 60 Apotheken sowie neun Krankenhäuser in den Modellregionen an der Pilotierung, erklärte eine Sprecherin der Gematik dem Deutschen Ärzteblatt.

Getestet werden sollen in der zunächst auf vier Wochen angesetzten Testphase beispielsweise einzelne Funk­tionen, wie der Upload von Dokumenten, der Zugriff auf die Medikationsliste oder das Ändern von Metadaten, heißt es von der Gematik weiter.

Arztpraxen können ePA erst nach Abschluss der Testphase nutzen

Die Praxen und Krankenhäuser außerhalb der Modellregionen werden erst nach Abschluss der Pilotphase angebunden und können die ePA erst dann mit Dokumenten füllen. Für alle gesetzlich Versicherten soll eine E-Akte von ihrer Kasse angelegt werden – es sei denn, Patienten lehnen dies ab.

Der Bundesgesundheitsminister betonte, dass die Daten in der ePA sicher seien, zumindest für die jetzt begin­nen­de Pilotphase. Mögliche Sicherheitslücken bei der Anwendung in der Breite sollen dem Minister zufolge in den nächsten Wochen bearbeitet und geschlossen werden.

Dies betonte bei dem Treffen auch der Geschäftsführer der Gematik, Florian Fuhrmann. „Das Vertrauen in die ePA hängt von deren Sicherheit ab“, sagte er. Entsprechende Maßnahmen dafür seien bereits umgesetzt oder würden in den kommenden Wochen installiert.

IT-Experten des Chaos Computer Clubs (CCC) hatten Ende Dezember Sicherheitsbedenken bei der ePA geäußert. Gründe dafür sei, dass Unbefugte sich zu leicht gültige Heilberufs- und Praxisausweise sowie Gesundheitskarten Dritter beschaffen und damit auf Gesundheitsdaten zugreifen könnten. „Ursächlich sind Mängel in den Ausgabe­prozessen, den Beantragungsportalen sowie im real existierenden Umgang mit den Karten“, heißt es in einer Mitteilung des Clubs.

„Die ePA wird nicht ans Netz gehen, wenn es auch nur ein Restrisiko für einen großen Hackerangriff geben sollte“, betonte Lauterbach heute. Das sei aber nicht zu befürchten. Er rechne damit, dass der bundesweite Rollout zwischen Februar und April erfolgen könne, so der Minister.

Die Bürgerinnen und Bürger sehen die Einführung der ePA positiv. Das zeigt eine Umfrage des Meinungs­forschungs­instituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Danach halten mehr als drei Viertel (79 Prozent) eine solche Akte für sehr sinnvoll oder eher sinnvoll. Überhaupt nicht sinnvoll oder eher nicht sinnvoll finden sie 16 Prozent. Bei Männern lag die Zustimmung mit 82 Prozent noch etwas höher als bei Frauen, die die ePA zu 75 Prozent für tendenziell sinnvoll halten.

hil/cmk

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