Politik

Lauterbach: Selbstkostendeckungsprinzip für Spezialkliniken möglich

  • Mittwoch, 4. September 2024
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) /picture alliance, Michael Kappeler
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) /picture alliance, Michael Kappeler

Berlin – Einige Spezialkliniken würde die anstehende Krankenhausreform finanziell vor erhebliche Prob­leme stellen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bekräftigte heute, dass es dafür eine Lösung geben soll.

Der Minister erklärte, dass insbesondere Kliniken für Menschen mit Behinderung, und wenige Spezial­kliniken, die man für die Versor­gung von Kindern vorhalte, mit der Methodik, die mit der Krankenhausreform entwi­ckelt werde, nicht gut abgebildet werden könnten.

„Das sind Kliniken, deren Kosten wir tatsächlich absichern müssen. Daher denken wir für diese über ein Selbstkostendeckungsprinzip nach“, sagte Lauterbach. Es gehe aber lediglich „um eine Handvoll von Kliniken, vielleicht ein paar mehr“.

Für diese Spezialkliniken brauche es „eine angemessene Lösung“. Diese müsse sicherstellen, dass die Arbeit der Häuser, auf die man stolz sein könne, auch weiter geleistet werden könnten. „Wir wollen auf keinen Fall Menschen mit Behinderungen, die in Spezialhäusern versorgt werden, durch ein System pressen, das eigent­lich mehr für den Routinepatienten vorgesehen ist“, sagte Lauterbach.

Dieser hatte bereits gestern bei einem Besuch des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf in Hamburg Hilfe zugesagt. Das Krankenhaus ist eine Spezialklinik für Anfallsleiden und inklusive Medizin und ein akademi­sches Lehr­krankenhaus der Universität Hamburg.

Es erfüllt den Angaben zufolge einen besonderen Auftrag für die fachmedizinische und pflegerische Versor­gung von Menschen mit Behinderungen und hat dazu 2020 den bundesweit ersten Qualitätsvertrag zur Ver­besserung der stationären Versorgung abgeschlossen.

Das Epilepsiezentrum in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und dem Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift habe die bundesweit größte Epilepsie-Monitoring-Station, hieß es gestern.

Das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf mit seinen Besonderheiten passe nicht in die Logik der Kranken­hausreform, weil es nicht den bislang geplanten Kriterien von Leveln und Leistungsgruppen entspreche, hatte der Medizin-Vorstand der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Ulrich Scheibel, beim Besuch Lauterbachs gesagt.

Das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf sei aber ein exzellenter inklusiver Versorger für Menschen mit kom­plexen Behinderungen und sei ein Leuchtturm und Modell für andere Kliniken. Eine stabile Finanzierung sei Grundlage, „um unserem besonderen Versorgungsauftrag auch in Zukunft nachkommen zu können“.

Lauterbach hatte betont, der immense Einsatz, der betrieben werde, um Patienten mit komplexen körperli­chen und geistigen Behinderungen mit Zeit und Expertise zu versorgen, solle belohnt werden. „Darauf können und wollen wir nicht verzichten. Hochspezialisierte Krankenhäuser wie Alsterdorf sollen durch die Kranken­haus­reform gefördert werden.“

„Die Krankenhausreform wird die Qualität der Versorgung deutlich steigern und deshalb bedarfsnot­wendige Kliniken wie das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf besser absichern“, sagte der SPD-Politiker.

Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) nannte das Krankenhaus einen bundesweiten Leucht­turm für inklusive Medizin. Gleichzeitig versorge es Menschen mit Anfallsleiden auf höchstem Niveau, enga­giere sich in der Gesundheitsförderung und der wohnortnahen Versorgung.

Häuser wie das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf „müssen deshalb zwingend im Zuge der Ausgestaltung der Krankenhausreform berücksichtigt werden“, sagte Schlotzhauer.

may/cmk/dpa

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