Lauterbach: Ungenaue Daten erschweren Omikron-Auswertung
Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht die Einschätzung der Pandemielage in Deutschland derzeit durch ungenaue Daten erschwert.
Gerade die Dynamik der neuen Omikron-Variante sei „in den offiziellen Zahlen nicht zutreffend abgebildet wegen der Testausfälle und Meldeverzögerungen“, sagte Lauterbach der Bild. Er verschaffe sich gerade mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und zahlreichen Datenquellen aus ganz Deutschland ein Gesamtbild zur Lage.
Wegen der Feiertage kommt es auch in diesem Jahr laut RKI unter anderem bei der Weitergabe von Daten zu Verzögerungen. Außerdem wird weniger getestet. Lauterbach will die Gesundheitsämter dazu bringen, schnell die Kapazitäten für Tests und Kontaktnachverfolgungen wieder hochzufahren.
Das RKI rechnet erst ab ungefähr dem 10. Januar 2022 wieder mit wirklich belastbaren Daten zum Infektionsgeschehen in Deutschland.
„Wir gehen davon aus, dass sich Diagnostik- und Testverhalten gegen Ende der ersten Januarwoche wieder dem Niveau der letzten Wochen angleichen und dadurch die Daten in der zweiten Januarwoche vergleichbar mit den Daten der letzten Wochen sind“, teilte das RKI mit. Ein genauer Tag lasse sich unter anderem wegen der regional unterschiedlichen Winterferien nicht bestimmen.
Innerhalb eines Tages war die Zahl der an das RKI übermittelten nachgewiesenen und wahrscheinlichen Omikron-Fälle in Deutschland dem RKI zufolge stark gestiegen. Demnach gab es gestern mit mittlerweile 10.443 Fällen erstmals eine fünfstellige Gesamtzahl bei dieser Virusvariante.
Das entspreche einem Zuwachs von 45 Prozent gegenüber dem Vortag und einem ein Plus von 3.218 Fällen. Den Angaben zufolge gab es bisher vier Todesfälle im Zusammenhang mit einer Omikron-Infektion.
Für heute wurden laut RKI 13.129 Fälle der neuen Omikron-Variante zugeordnet, 26 Prozent mehr als gestern. Die Zahl bezieht sich auf Fälle im November und Dezember, die meisten Nachweise stammen mit 7.632 aus der vergangenen Woche (Vorwoche: 3.040).
Der Anstieg weise relativ sicher darauf hin, dass Omikron einen immer größeren Anteil am Infektionsgeschehen in Deutschland habe, sagte der Modellierer Dirk Brockmann von der Humboldt-Universität Berlin. In norddeutschen Städten wie Hamburg und Bremen spiele die Variante schon eine große Rolle.
Von den derzeit wegen weniger Tests und Meldungen nur eingeschränkt aussagekräftigen Daten zum Infektionsgeschehen solle man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen lassen, das zeige die Entwicklung in anderen Ländern eindrücklich. „Es kann plötzlich ganz schnell losgehen und dann sehr stark.“
Eine Grafik des RKI zur zeitlichen Entwicklung zeigt einen steilen Anstieg der wöchentlich gemeldeten Zahlen in Verbindung mit Omikron. Für die laufende Woche rechnet das RKI mit einer „hohen Anzahl an
Neu- und Nachmeldungen“.
Die Angaben beziehen sich laut RKI auf Nachweise mittels vollständiger Erbgutanalysen sowie auf labordiagnostischen Verdacht durch variantenspezifische PCR-Tests. In Deutschland wird nur ein kleiner Teil der positiven Proben auf Varianten hin untersucht.
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