Politik

Lauterbach: Unikliniken sollen sich auf schwere Fälle konzentrieren

  • Freitag, 6. September 2024
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (6. v.l.) und Alexander Schweitzer, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz (7. v.l.) und Clemens Hoch, Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz (3 v.r.), waren zu Besuch in der Universitätsmedizin Mainz. /BMG, Yenmez
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (6. v.l.) und Alexander Schweitzer, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz (7. v.l.) und Clemens Hoch, Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz (3 v.r.), waren zu Besuch in der Universitätsmedizin Mainz. /BMG, Yenmez

Mainz – Die geplante Krankenhausreform wird aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Patientenstruktur der Universitätskliniken stark verändern und gleichzeitig ihre Finanzlage verbessern.

Diese aktuell häufig mit Verlusten kämpfenden Häuser würden eine größere Last an sehr schweren Fällen be­kommen, sagte Lauterbach heute in Mainz. Gleichzeitig würden sich diese Häuser mehr von leichten Fällen trennen können. Patienten würden nach einer Operation zur weiteren Versorgung an andere Krankenhäuser überwiesen.

„Das sind moderne Strukturen“, betonte der Minister. „Wir verteilen dann die Patienten sinnvoller in den unter­schiedlichen Sektoren. Die Unikliniken sind im Prinzip die Mutter der Verteilung in dieser Reform“, sagte Lauter­bach zu den Zielen der Reform. „Wir wollen diese Spezialisierung erreichen und gleichzeitig die ländliche Ver­sorgung erhalten.“

Für die geplante Krankenhausreform sei die Universitätsmedizin Mainz ganz besonders geeignet, betonte Lau­terbach – wegen ihrer überregionalen Bedeutung bei der onkologischen Versorgung bei starker Verschränkung mit der Immunologie. „Mainz ist schon eine Größe, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern international.“

Dass solche Häuser, die quasi eine nationale Ressource seien, systematisch Verluste machten, zeige, dass das derzeitige Finanzierungssystem Qualität nicht belohne. Das Fallpauschalensystem bilde nicht die Qualität der Behandlung ab. „Daher ist das jetzige System ein systematisches Benachteiligungssystem für Spezialmedizin und für die Universitätskliniken.“

Lauterbach lobte, dass das Land Rheinland-Pfalz eine Teilentschuldung der Universitätsmedizin Mainz um 400 Millionen Euro angekündigt habe. „Das brauchen wir bundesweit.“ Solche Altschulden müssten die Universitäts­klinika nicht selbst vertreten, es liege daran, dass das aktuelle System nicht funktioniere.

Der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer (SPD), nannte die vorgesehene Teilentschul­dung ein „klares Statement der Unterstützung“ an die Unimedizin. Insgesamt sei die Krankenhauslandschaft in Bewegung. Es sei eine Illusion zu glauben, dass sich nichts verändere, wenn die geplante Reform nicht komme - „eine gefährliche Illusion“, sagte Schweitzer.

Der rheinland-pfälzische Wissenschafts- und Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) dringt ebenfalls auf Ver­änderungen bei der Gesundheitsversorgung. „Wir brauchen eine grundlegende Krankenhausreform“, sagte er. Alle seine Länderkollegen wüssten, dass es diese Reform brauche. Aktuell böten benachbarte Krankenhäuser Leis­tungen konkurrenzmäßig an, mit denen man eher mehr Geld verdient.

Zahlreiche Kliniken seien in wirtschaftlicher Not und das Erfordernis, Strukturen neu zu denken, sei drängender denn je. „Der angestrebte innovative Strukturwandel funktioniert nur, wenn sich alle Leistungserbringer – ob ambulant oder stationär – auf ihre Stärken konzentrieren und gemeinsam tragfähige Versorgungsnetze bilden“, betonte Hoch.

Es gebe kein Reformvorhaben vom Bund gegen Länder, versicherte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminis­ter. Für die Landesregierung sei jedoch wichtig, für die Krankenhäuser planerisch weiter verantwortlich zu sein.

Der Bundesgesundheitsminister warnte davor, die Reform zu verzögern. Deutschland habe die höchsten Kosten im Krankenhausspektrum in Europa bei durchschnittlichen, in einigen Bereichen sogar unterdurchschnittlichen Behandlungsergebnissen. Jedes dritte Bett in den Häusern bleibe leer. „Wir brauchen daher eine große Reform.“ Die einzelnen Bedürfnisse der Länder gehe er in bilateralen Gesprächen an. Anregungen aus den Ländern nehme er an.

„Rheinland-Pfalz macht vor, wie moderne Krankenhausversorgung geht“, sagte Lauterbach. Mit großer Unterstüt­zung der Landesregierung übernehme das Uniklinikum Mainz Verantwortung für die Spitzenmedizin in der Region. Es unterstütze umliegende Krankenhäuser mit seinem Spezialwissen, koordiniere die Versorgung in Krisensituationen wie der Coronapandemie und baue die klinische Ausbildung von Medizinstudierenden in Kooperation mit anderen Kliniken aus.

dpa

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