Politik

Leopoldina plädiert für harten Lockdown

  • Dienstag, 8. Dezember 2020
/dpa, Hendrik Schmidt
/dpa, Hendrik Schmidt

Halle – Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina setzt sich für die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown in Deutschland ein. Konkret fordern die Wissen­schaft­ler unter anderem, bereits ab dem 14. Dezember die Kontakte im beruflichen wie im privaten Bereich auf das absolute Mindestmaß zu verringern.

Die gegenwärtige Situation sei nach wie vor ernst und drohe sich weiter zu verschärfen, heißt es in der heute veröffentlichten Ad-hoc-Stellungnahme. „Jeden Tag sterben mehrere Hundert Menschen. Die Kran­kenhäuser und insbesondere das medizinische Personal sind bereits jetzt an ihren Grenzen und die Ge­sundheitsämter überlastet“, so die Experten der Leopoldina.

„Die Schulpflicht sollte bis zum Beginn der Weihnachtsferien in allen Bundesländern aufgehoben wer­den. Gruppenaktivitäten in Sport und Kultur müssten eingestellt werden und, wo immer möglich, sollten digitale Möglichkeiten anstelle von Präsenzangeboten genutzt werden.“

In einer zweiten Stufe solle vom 24. Dezember bis mindestens zum 10. Januar das öffentliche Leben weitgehend ruhen und ein harter Lockdown gelten. Dabei sollen alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs geschlossen und die Weihnachtsferien in den Bildungseinrichtungen verlängert werden.

In dem Papier geben die Wissenschaftler auch Empfehlungen für das Verhalten während der Feiertage. Unter anderem sollten Urlaubsreisen unterbleiben und Zusammenkünfte nur im engsten stabilen Perso­nenkreis stattfinden.

Für den Wiederbeginn des Unterrichts ab dem 10. Januar 2021 soll in allen Bundesländern das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Unterricht für alle Jahrgangsstufen verpflichtend sein. Zudem sollen länderein­heitliche Regeln für den Wechselunterricht ab der Sekundarstufe erarbeitet werden, die ab einer bestimmten Inzidenz greifen, heißt es in dem Papier.

Erforderlich sei zudem eine langfristige politische Einigung auf ein klares, mehrstufiges und bundesweit einheitliches System von Regeln, die ab einer bestimmten Anzahl von Fällen pro 100.000 Einwohner greifen.

Zur Erläuterung heißt es in der Stellungnahme, die Rahmenbedingungen für einen Lockdown am Jahres­ende seien besonders günstig. Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und eingeschränkter Betrieb in vielen Unternehmen und Behörden böten die Chance, in der Eindämmung der Corona­pandemie ein großes Stück voranzukommen.

Aus Sicht der Experten erhöhen sich durch einen harten Lockdown kurzfristig zwar die Wertschöp­fungs­verluste in der Wirtschaft. Zugleich aber verkürze sich der Zeitraum, bis die Neuinfektionen so weit ge­sunken sind, dass Lockerungen möglich seien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte gestern in einer Videositzung der Unionsfraktion nach An­gaben von Teilnehmern ebenfalls betont, dass man mit den bisherigen Maßnahmen nicht von den hohen SARS-CoV-2-Infektionszahlen herunterkomme. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte härtere Regeln nicht ausgeschlossen.

Laut dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) soll es noch in dieser Woche eine weitere Konferenz der Länderchefs zu neuen Coronamaßnahmen geben – möglicherweise über­morgen. Mit einigen Landeschefs, darunter Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (beide SPD), will sich Woidke bereits heute abstimmen.

kna/dpa

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