Mehrwerte der Digitalisierung sollen laut Klose im Mittelpunkt stehen

Frankfurt am Main – Politische Anreize zur Digitalisierung im Gesundheitswesen seien wichtig, sagte heute Kai Klose, hessischer Minister für Soziales und Integration, im Rahmen des diesjährigen eHealth-Kongresses Rhein-Main und Hessen. Der Grünenpolitiker betonte aber zugleich, im Zentrum der Umsetzung müssten Mehrwerte für Patientinnen und Patienten sowie die Leistungserbringer stehen.
Dann könne, so Klose, die Digitalisierung einen Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung leisten. Die Motivation der Akteure, die fortschreitende Digitalisierung unter dieser Bedingung mitzutragen, sei seiner Einschätzung nach hoch.
„Wichtig ist vor allem ein hohes Maß an Motivation und Akzeptanz derjenigen, die die neuen Technologien letztlich nutzen und denen sie dienen sollen. Dann können sie sich auch durchsetzen und die Versorgung der Menschen verbessern“, betonte Klose.
Die Digitalisierung sei eine gemeinsame Aufgabe. Dazu bedürfe es eines wechselseitigen Austauschs auf Fachebene, aber auch mit den Bürgerinnen und Bürgern in Hessen – genau dazu diene der Kongress.
Als „deutlich zu langsam“ bezeichnete Jens Baas, Vorsitzender des Vorstandes der Techniker Krankenkasse, das Digitalisierungstempo in Deutschland. Verliere man den Wettbewerb um digitale Lösungen und KI-Ansätze würden Abhängigkeiten von großen Konzernen und eine „Amazonisierung“ der Gesundheitsversorgung drohen. Wolle man dies verhindern, so müsse man selbst gute Angebote mit Mehrwerten anbieten.
Ein „wegweisendes“ Beispiel stelle die elektronische Patientenakte (ePA) dar. Sie verbinde die Chancen einer klugen Vernetzung von Daten mit hoher Sicherheit sowie Souveränität und Transparenz für Versicherte. Die geplanten Ausbaustufen der ePA könnten dazu beitragen, den „Turbo“ für ein digitales Gesundheitswesen zu zünden.
Implementierung muss leistbar sein
Susanne Springborn, Hausärztin aus Wiesbaden, bezeichnete die Digitalisierung als wichtiges „Hilfsmittel“, um die großen Versorgungsherausforderungen – etwa in ländlichen Räumen – zu meistern. Die Umsetzung der Digitalisierungsbestrebungen müsse aber eine gelungene Implementierung in den Versorgungsalltag beinhalten – nur so ließen sich Widerstände vermeiden.
Die Anwendungen müssten zudem auf die konkreten Bedarfe angepasst sein. Sie selbst verspreche sich beispielsweise vom geplanten TI-Messenger einen großen Nutzen.
Elementar sei ihrer Erfahrung nach die „Schnittstelle der letzten Meile“, also die Vermittlung der bereits verfügbaren und noch kommenden technischen Lösungen an die Menschen. Springborn sprach sich in diesem Zusammenhang für stärker assistierte Einführungsphasen aus.
Deutliche Verbesserungspotenzial hinsichtlich Strukturen und Schnittstellen sieht Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main. Unternehmen, die eHealth-Anwendungen entwickeln und vermarkten wollen, sollten vermehrt in die Diskussion einbezogen werden.
Im Dialog mit allen Beteiligten seien die regulatorischen Rahmenbedingungen auf Praxistauglichkeit zu prüfen – derzeit würden es zahlreiche eHealth-Produkte nicht zuletzt aufgrund der komplexen und kostspieligen Zulassungsverfahren gar nicht erst auf den Markt schaffen.
Eine „gesetzliche Überregulierung“ kritisierte Caspar im Bereich der Tarife der gesetzlichen Krankenversicherungen. Derzeit seien die Wege „zu kompliziert“, um innovative Tarife anbieten zu können, welche beispielsweise eine stärkere Datennutzung gestatten. Dabei könnten solche, für die Versicherten freiwillige, Tarife dazu beitragen, gleichzeitig die Versorgung zu optimieren und Kosten zu sparen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: