Politik

Merkel kündigt für März System zum schnellen „Freitesten“ an

  • Donnerstag, 25. Februar 2021
/picture alliance, Britta Pedersen
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Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) koppelt mögliche Lockerungen der Coronamaßnahmen an die Schnelltests. „Eine intelligente Öffnungsstrategie ist mit umfassenden Schnelltests, gleichsam als Freitesten, untrennbar verbunden“, sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung heute. „Wie lange es dann dauert, bis ein solches System installiert ist, kann ich auf den Tag genau noch nicht sagen. Es wird aber im März sein.“

Im Rahmen der Bund-Länder-Gespräche am 3. März soll mit den Landesregierungschefs auch über diese Frage diskutiert werden. Unterdessen wies Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Kritik am Tem­po der Zulassung von Coronaselbsttests in Deutschland zurück.

Die ersten drei solcher Tests sollen nach erfolgter Freigabe in den nächsten Tagen in Apotheken und Dro­geriemärkten frei zu kaufen sein. In anderen Ländern sind Tests schon seit längerer Zeit auf dem Markt. Spahn erklärte dies damit, dass die Zuverlässigkeit genau geprüft werden müsse. Im ZDF-„heute journal“ sagte er: „Zu viele falsche Ergebnisse können fatale Folgen haben.“

Auch habe es noch Fragen aus den Bundesländern gegeben, die nun beim nächsten gemeinsamen Spit­zentreffen von Bund und Ländern am Mittwoch kommender Woche geklärt werden sollten. Dabei gehe es vor allem darum, ob „bestimmte Öffnungsschritte, bestimmte Besuche etwa von Veranstaltungen oder von Geschäften“ auch an Ergebnisse von Schnelltests geknüpft werden könnten.

Der Bundesgesundheitsminister setzt bei positiven Coronaselbsttests auf die Eigenverantwortung der Getesteten. „Ich gehe davon aus, dass 90, 95, vielleicht sogar noch mehr Prozent der Bürgerinnen und Bürger in dem Wissen, dass sie für andere ansteckend sind, ihr Verhalten schon mal verändern“, sagte Spahn heute im Deutschlandfunk.

Auf jeden Fall müsse aber ein solches Testergebnis dann durch einen PCR-Test überprüft werden. Spahn reagierte damit auf Bedenken, dass jemand, der sich selbst getestet hat, womöglich gleichwohl weiter andere Menschen treffen oder zur Arbeit gegen könnte.

Die Kontrolle, die bei Coronatests durch Fachpersonal automatisch gegeben ist, würde dann fehlen. Der Gesundheitsminister sagte dazu, er erwarte, dass die allermeisten nach einem positiven Selbsttest von sich aus den Kontakt zu einem Arzt suchen würden. Auch gebe es zu diesem Vertrauen keine Alternative: „Wir können nicht in jeder Küche kontrollieren“, betonte Spahn.

FDP-Generalsekretär Volker Wissing sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, mit Selbsttests könnten auch Besuche in Restaurants und Fitnessstudios wieder möglich werden. Der Deutsche Hotel- und Gaststät­ten­verband (DEHOGA) sieht in den Schnelltests eine Möglichkeit, zeitnah zur Normalität zurückkehren. „Unsere Betriebe dürfen nicht einen Tag länger als unbedingt notwendig geschlossen sein“, sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Unterdessen rechnen die Bundesländer mit der Ankunft von mehr Impfstoffen rechnen die Bundesländer bis Anfang April mit einem deutlichen Fortschritt bei den Impfungen gegen das Coronavirus. In mehre­ren Ländern könnten die Impfkapazitäten bis dahin verdoppelt werden, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht.

In Bayern zum Beispiel soll sie von 46.000 Impfungen pro Tag bis April auf 111.000 steigen. In Baden-Württemberg könnten bis zu 60.000 Impfungen erfolgen. Derzeit sind es 14.000 bis 19.000. Zuwächse bis hin zu einer Verdopplung oder gar Vervielfachung der Möglichkeiten sind nach Länderangaben auch in Bremen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein oder Thüringen möglich.

Als Hauptursache für die aktuelle Lage nennen die Länder einen Mangel an Impfstoffen, an Personal fehlt es indes nach ihren Angaben nicht. Mit größeren Impfstoffmengen können die Länder bis Anfang April rechnen. Insgesamt könnten nach Zahlen der Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca bis dann knapp 19 Millionen Impfdosen ausgeliefert werden.

Ob in Kürze auch in Hausarztpraxen flächendeckend geimpft werden kann, ist noch unklar. Einige Länder arbeiten an Pilotprojekten. Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt mahnte in der Rheinischen Post: „Das Ziel eines Impfangebots für alle Bürgerinnen und Bürger bis Ende September lässt sich nur dann erreichen, wenn wir möglichst bald mit Massenimpfungen in den Arztpraxen beginnen.“

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 11.869 Coronaneuinfektionen und damit 1.662 mehr als vor einer Woche. Das geht aus Zahlen des RKI von heute hervor. Auch die Zahl neuer Ansteckungen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag heute Morgen mit bundesweit 61,7 höher als am Vortag (59,3).

Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 385 weitere Todesfälle verzeichnet. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von heute, 03.10 Uhr, wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergän­zungen sind möglich.

dpa/afp

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