Ministerium gegen freiwillige Zusatzversicherung für Facharztbesuch

Berlin – Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) kann sich keine freiwillige private Krankenversicherung für Behandlungen beim Facharzt vorstellen. Einen Vorstoß des Chefs der IKK Innovationskasse, Ralf Hermes, wies das Ministerium zurück.
Dieser Vorschlag stehe für das Bundesgesundheitsministerium nicht zur Debatte, sagte ein Sprecher vor Journalisten in Berlin. Die Bild hatte zuvor über die Idee des Krankenkassen-Chefs berichtet.
Von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hieß es: „Richtige Diagnose, aber falsche Therapie.“ Richtig wäre es, den Versicherten Wahltarife mit und ohne Steuerungselemente anzubieten, sagte KBV-Chef Andreas Gassen dem Deutschen Ärzteblatt.
„Für gesetzlich Versicherte den Zugang zu den von den Versicherten vor allem nachgefragten Fachärzten von einer privaten Zusatzversicherung abhängig zu machen, wäre der Offenbarungseid“ der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). In dieser Logik müsste man Gassen zufolge konsequenterweise allen Bürgern freistellen, ob sie sich privat oder gesetzlich versichern wollten.
„Wir plädieren für Wahloptionen innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung, bei denen sich Versicherte entscheiden können, ob sie grundsätzlich eine Praxis als feste Ansprechpartnerin aufsuchen, die sie durchs System lotst“, schlägt Gassen vor. Das werde in vielen Fällen der Hausarzt sein, könne natürlich aber auch ein Facharzt sein. „Etwa für die Hälfte der Bevölkerung ist wahrscheinlich oft die gynäkologische Praxis erste Ansprechpartnerin.“
IKK-Chef Hermes hatte vorgeschlagen, dass gesetzlich Versicherte für Facharztbehandlungen freiwillig eine zusätzliche private Versicherung abschließen könnten. „Der Versicherte wählt eine fachärztliche Versorgung bis zu einem Selbstbehalt von 2.000 Euro. Bis zu dieser Grenze übernimmt die gesetzliche Versicherung keine Behandlungskosten.“
Als Belohnung könnte ihm seine Krankenkasse dafür einen Bonus von 600 Euro auszahlen, den er in eine private Zusatzversicherung für Facharzttermine investiert, bei denen er dann wie ein Privatpatient behandelt wird.
„Das würde die Zahl der unnötigen Facharzt-Besuche reduzieren.“ Bisher könnten gesetzlich Versicherte so oft sie wollen zum Arzt – „bis die Gesundheitskarte glüht“. „Wir können uns dieses Flatratemodell nicht mehr leisten“, zitiert Bild den Kassenchef.
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