Politik

Müller: Aufhebung der Impfpriorisierung „folgerichtig“

  • Donnerstag, 20. Mai 2021
/picture alliance, Socrates Baltagiannis
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Berlin – Die geplante Aufhebung der Impfpriorisierung zum 7. Juni ist aus Sicht des Regierenden Bürger­meisters von Berlin, Michael Müller (SPD), ein „folgerichtiger Schritt“. Mit der Priorisierung sei vielen Älteren, Vorerkrankten und Berufsgruppen geholfen worden, sagte der derzeitige Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz heute im ZDF-„Morgenmagazin“.

Jetzt sei es angesichts deutlich ansteigender Impfstofflieferungen im Juni richtig, auch jenseits der Prio­risierung allen eine Chance zu geben. „Wir wissen: Die Termine sind abhängig von den Impfstoffliefe­rungen und das geht auch alles nicht sofort.“

Mit Blick etwa auf Studierende könne man aber nicht länger sagen: „Jüngere bekommen nicht einmal eine Chance auf einen Termin.“ Ab dem 7. Juni sollen bei Coronaimpfungen die Vorranglisten nach Alter, Erkrankungen und Beruf wegfallen. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag an.

Die geplante Aufhebung der Impfpriorisierung stößt allerdings bei der BAG SELBSTHIFE, dem Dach­verband von 120 Mitgliedsverbänden chronisch kranker oder behinderter Menschen, auf großes Unver­ständnis.

„Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass sich gerade vulnerable Patientengruppen wie chronisch kranke und behinderte Menschen auch aufgrund von Impfstoffmangel, monatelang gedulden mussten, obwohl sie einer besonderen Gesundheitsgefährdung durch das COVID-19- Virus ausgesetzt sind.

Nach wie vor sind derzeit viele chronisch kranke und behinderte Betroffene in der Priorität 3 nicht geimpft“, kritisierte Martin Danner, Bundesgeschäftsführer der BAG SELBSTHILFE. Nun drohten sie durch die Aufhebung der Impfpriorisierung „praktisch von gesunden Menschen von hinten in der Schlage überrannt“ zu werden.

Darüber hinaus würden die Hausärzte jetzt schon mit Terminanfragen zur Impfung geradezu überrannt, so Danner. Das mache eine telefonische Erreichbarkeit des Hausarztes für seine Patienten für Termin­verein­barungen oder Rückfragen teilweise unmöglich. Außerdem schüre die Inaussichttellung einer möglichen und zeitlich passenden Impfung auch die Hoffnung auf Reisefreiheiten angesichts der anstehenden Sommerurlaubssaison und damit sei der große Ansturm auf die Arztpraxen und Impfzen­tren vorprogrammiert.

„Frei nach dem Motto – Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – lassen sich jetzt schon Menschen auf mög­lichst viele Listen bei verschiedenen Hausärzten setzen, blockieren somit die Impfmöglichkeit für viele Andere und bringen noch mehr Chaos in das Impfgeschehen.

Dieses fragwürdige Anfachen von Konkurrenz um den nach wie vor knappen Impfstoff hätte durch eine spätere Aufhebung der Priorisierung nach Durchimpfung der Risikogruppen vermieden werden können,“ mahnte Danner.

dpa/aha

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