Opposition fordert grundsätzliche Überarbeitung des Klinikatlas

Berlin – Der vor wenigen Wochen gestartete Bundesklinikatlas ist weiter in der Kritik. Mehrfach hat sich das Bundesgesundheitsministerium (BMG) dazu geäußert – wie auch jetzt auf eine Anfrage des CSU-Abgeordneten Stefan Pilsinger. „Die Bundesregierung sieht keinen Anlass, das Angebot des Bundesklinikatlas einzustellen“, schreibt die parlamentarische Staatssekretärin Sabine Dittmar (SPD) auf eine entsprechende Frage von Pilsinger, die dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt.
„Beim Klinikatlas handelt es sich um ein lernendes System, das kontinuierlich weiterentwickelt wird. Seit Veröffentlichung des Bundesklinikatlas sind wichtige Hinweise eingegangen, die dabei helfen, das Angebot laufend zu verbessern“, so Dittmar weiter. So habe es bereits sieben Tage nach der Veröffentlichung am 17. Mai eine erste Optimierung gegeben. Auch das Problem mit der hochkomplexen Suche werde „laufend weiterentwickelt“. Im Zuge dieser ersten Optimierung wurden die Fachabteilungen „präziser“ dargestellt.
„Da es keine bundeseinheitlichen Fachabteilungsschlüssel gibt, sondern deutlich über 100 verschiedene Fachabteilungsschlüssel genutzt werden, muss ein nachvollziehbarer Weg gefunden werden, um eine einheitliche Abbildung der Fachabteilungen zu gewährleisten“, so Dittmar. Wenn es weiterhin zu fehlerhaften Darstellungen komme, liege das an den „aggregierten Meldungen an das Institut für das Entgeldsystem im Krankenhaus.“
„Die im Klinikatlas ausgewiesenen Fallzahlen sind korrekt und auch für Fachleute durch eine gezielte ICD- und OPS-Kode-Suche auffindbar“, so Dittmar weiter. Auch der Kritik, es handele sich bei den Daten im Klinikatlas um veraltete Daten, tritt sie entgegen: „Der Bundesklinikatlas beruht auf den aktuell verfügbaren Daten.“ Mit dem Krankenhaustransparenzgesetz seien die Krankenhäuser verpflichtet worden, „wesentliche Daten künftig deutlich früher“ zur Verfügung zu stellen. Die bisherige Systematik, Daten in den strukturierten Qualitätsberichten zu veröffentlichen, „führt dazu, dass die Daten mit einem Verzug von zwei Jahren zur Verfügung stehen“, erklärt Dittmar.
Mit den Erklärungen aus dem Bundesgesundheitsministerium zeigt sich der CSU-Bundestagsabgeordnete Pilsinger nicht zufrieden: „Es ist unverantwortlich, diesen Bundes-Fehler-Atlas weiter im Netz zu belassen, solange er nicht grundsätzlich überarbeitet wurde“, sagte Pilsinger zum Deutschen Ärzteblatt.
„Wenn die gesamte Fachwelt, von der Deutschen Krankenhausgesellschaft über die Medizinischen Fachgesellschaften bis hin zum niedersächsischen SPD-Landesgesundheitsminister Andreas Philippi, fordert, das Portal wenigstens vorübergehend vom Netz zu nehmen, und das Bundesgesundheitsministerium das einfach weiterlaufen lässt, dann ist das schlicht ignorant.“
Auch die Bezeichnung als „lernendes System“ hält Pilsinger für irreführend: „Das ist kein lernendes System, sondern ein verwirrendes System. Wenn durch ein derart fehlerbehaftetes staatliches Online-Portal Patienten in die falsche Versorgung gesteuert werden, kann das für Patienten böse ausgehen.“
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