Organspende: Appell an Entscheidungsbereitschaft der Deutschen

Berlin – Anlässlich des Tages der Organspende haben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), heute nochmals an alle Menschen in Deutschland appelliert, eine eigene, selbstbestimmte Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu treffen.
„Ob man Organe spenden würde oder nicht – das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Aber eine Entscheidung, die Leben retten kann“, betonte Spahn. Darum sollte sich jeder diese Frage stellen und den eigenen Willen dokumentieren, schriftlich im Organspendeausweis oder künftig im Online-Register. „9.000 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. Sie haben verdient, dass wir uns entscheiden", so der Bundesgesundheitsminister.
Mit zahlreichen Aktionen wird deshalb trotz der Pandemie auch in diesem Jahr der bundesweite „Tag der Organspende“ am 5. Juni von vielen Patientenverbänden, Institutionen und Organisationen begangen – zum zweiten Mal ausschließlich virtuell. Der Tag steht diesmal unter dem Motto „Entscheide Dich“, mit dem alle Veranstaltungspartner ein Zeichen für die Wichtigkeit der Entscheidung setzen wollen.
Als positiv bewertete Spahn, dass anders als in anderen Ländern die Organspendezahlen in Deutschland während der Pandemie stabil geblieben sind. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagte er. „Ich bin dankbar, dass trotz der Pandemie in den Kliniken die Aufmerksamkeit für die Organspende geblieben ist.“ Im letzten Jahr habe jeder der 913 Spender durchschnittlich mehr als drei schwerkranken Patienten die Chance auf ein neues Leben ermöglicht.
Situation nicht zufriedenstellend
„Die Situation kann uns aber nicht zufriedenstellen“, erklärte Spahn weiter. Ziel sei, die Organspendezahlen zu steigern. „Da ist noch viel Luft nach oben“, meinte auch Rahmel. Die Pandemie sei nicht die „ideale Voraussetzung“ zur die Umsetzung des neuen Strukturgesetzes bei der Organspende gewesen, aber es gebe gute Ansätze. So seien im Vergleich zum Vorjahr die organspendebezogenen Kontakte leicht gestiegen.
„In 1.080 Fällen nahmen die Kliniken unsere Unterstützung als Koordinierungsstelle für die Organspende in Anspruch, die von der allgemeinen Beratung bis zur eigentlichen Organspende reicht“, berichtete der DSO-Vorstand. Dies zeige, dass das Denken an die Organspende in den Krankenhäusern immer mehr zur gelebten Normalität werde. Es sei ein in wichtiger Schritt in die richtige Richtung, die vom am 1. April 2019 in Kraft getretenen „Gesetz zur Verbesserung der Strukturen und der Zusammenarbeit bei der Organspende“ eingeschlagen wurde.
Das Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende, das zum März nächsten Jahres in Kraft tritt, soll die Bürger zusätzlich dabei unterstützen, eine Entscheidung zu treffen. Die Entscheidung für oder gegen eine Organspende bleibt danach jedoch weiterhin freiwillig.
Ein Vorstoß von Spahn zur Einführung der Widerspruchslösung, mit der jeder als Spender gelten sollte, sofern er nicht widerspricht, scheiterte. „Wir müssen nun die Entwicklungen abwarten und diesem Gesetz die Chance geben zu wirken“, sagte Spahn. Beispielsweise würden künftig die Ausweisstellen von Bund und Ländern Aufklärungsmaterial und Organspendeausweise aushändigen und bei elektronischer Antragsstellung elektronisch übermitteln.
Hausärzte sollen bei Bedarf ihre Patienten alle zwei Jahre ergebnisoffen zur Organspende beraten. Zusätzlich wird ein bundesweites Online-Register eingerichtet, in dem die persönliche Entscheidung zur Organspende selbstständig dokumentiert werden kann.
Am Tag der Organspende wolle man aber nicht nur zur Entscheidung aufrufen, sondern auch allen Organspendern und ihren Familien für dieses großartige Geschenk danken, sagte Bettina Lange, Vorsitzende der Selbsthilfegruppe „Niere“ Potsdam, die selbst seit mehr als zwölf Jahren mit einer Spenderniere lebt und weiß, wie belastend die Wartezeit auf eine Transplantation für viele Patienten ist.
Der Tag der Organspende sei ein wichtiger Tag im Jahreskalender der Selbsthilfegruppen, Patientenvereine und der überregionalen Verbände wie dem Bundesverband Niere, Lebertransplantierte Deutschland, dem Bundesverband Organtransplantierte und zahlreichen anderen Organisationen.
„In Deutschland sind allein 90.000 Menschen auf die Dialyse angewiesen, aber nur rund 7.000 davon befinden sich auf der Warteliste für ein Spenderorgan“, so Lange weiter. Zum Teil ließen sich einige gar nicht mehr auf die Warteliste setzen, da sie wegen der langen Wartezeit keine Hoffnung haben, überhaupt eine postmortale Organspende zu erhalten. Die Auseinandersetzung mit der Organspende müsse deshalb zu einer Selbstverständlichkeit werden. „Organspende ist lebenswichtig und keiner sollte vergessen: Es kann jeden treffen“, so Lange.
Am 5. Juni werden zahlreiche Live-Sendungen, Direktschaltungen und Videos auf tagderorganspende.de das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln aufgreifen. Begleitet werden sie von virtuellen Kampagnen, wie die Aktion „Geschenkte Lebensjahre“, deren Schirmherrschaft erneut der Bundesgesundheitsminister übernommen hat. In den sozialen Netzwerken wird die Challenge #EntscheideDich die persönliche Entscheidung des Einzelnen aufgreifen.
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