Pandemie: Kinder haben geringes Krankheitsrisiko, aber leiden

Berlin – Kinder und Jugendliche haben ein geringeres Risiko für eine schwere Coronaerkrankung, sind aber von den Einschränkungen der Pandemie besonders betroffen. Das ist das Ergebnis eines Berichts der Bundesministerien für Gesundheit und Familie (BMFSFJ), den das Bundeskabinett gestern gebilligt hat.
Kinder litten unter Bewegungsmangel, fühlten sich isoliert und hätten oft das Gefühl, nicht gehört zu werden, sagte Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) bei der Vorstellung des Berichts.
In dem Regierungsbericht wurden die Erkenntnisse verschiedener Studien zusammengefasst.
Das Ergebnis: Die Pandemie hat bei allen jungen Menschen zu Unterbrechungen bei Qualifizierung, Verselbständigung und Selbstpositionierung geführt. Durch Schul- und Kitaschließungen sowie die Kontaktbeschränkungen könnten bei Kindern und Jugendlichen Zukunftsängste, Leistungsdruck und Vereinsamung und auch psychische Belastungen zunehmen.
Die mangelnde soziale Interaktion mit Gleichaltrigen, übermäßiger Medienkonsum, Bewegungsmangel und Fehlernährung während der Pandemie stellen demnach ein Risiko für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dar. Nach den Ferien müsse alles unternommen werden, damit in Schulen und Betreuungseinrichtungen wieder ein Regelbetrieb ermöglicht wird, forderte Lambrecht.
Zudem müsse dafür gesorgt werden, „dass Kinder und Jugendliche wieder Freude am Leben haben.“ Dafür solle unter anderem in Kinder- und Jugendfreizeit investiert werden. Viele Kinder und Jugendliche redeten zwar über ihre Sorgen, viele machten dies aber nicht. „Unsere Aufgabe ist es, genau hinzuschauen, auch bei Kindern, die es nicht zum Ausdruck bringen.“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte Länder und Kommunen auf, die Urlaubszeit in diesem Jahr besser zur Vorbereitung auf den Normalbetrieb in den Einrichtungen zu nutzen. „Die notwendigen Werkzeuge, wie Testen, Impfen, Lüften oder Filteranlagen, sind alle da“, sagte der Minister.
„Sie müssen nun in klugen Konzepten umgesetzt und gelebt werden.“ Nach Lambrechts Angaben wird sich ein interministerieller Arbeitskreis langfristig mit den Folgen der Pandemie befassen.
Schnelle Hilfe für Kinder und Jugendliche notwendig
Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Gesundheitspolitik der Grünen, und Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Gesundheitsförderung der Grünen, kritisierten die Regierung. Diese habe die Auswirkungen der Pandemie auf die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen „viel zu lange ignoriert“.
Umso mehr sei jetzt schnelles Handeln gefragt. „Die Bundesregierung steht in der Pflicht, eine Coronasoforthilfe insbesondere für psychisch kranke Kinder und Jugendliche einzurichten.“ Je früher Kinder und Jugendliche Hilfe und Unterstützung erhalten würden, desto besser ließen sich psychische Probleme behandeln.
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