Politik

Patienten sollen stärker in Krebsforschung eingebunden werden

  • Freitag, 4. Februar 2022
/vitanovski, stock.adobe.com
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Heidelberg – Patienten sollen in Deutschland stärker in die Krebsforschung eingebunden werden. Zum drei­jährigen Bestehen der nationalen Dekade gegen Krebs sprach Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) heute von einem „neuen Kapitel“ in der Krebsforschung. Die Betroffenen müssten mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen viel mehr als bisher einbezogen werden.

Michael Baumann, Vorstandschef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, verwies darauf, dass sich Krebserkrankungen von Patient zu Patient unterscheiden und es selbst bei einem ein­zel­nen Betroffenen eine „große Zahl unterschiedlicher Krebszellen“ gebe, was unter anderem auch Aus­wirkungen auf das Ansprechen einer Therapie habe. Es gehe um eine individuell zugeschnittene Präven­tion und Behandlung.

In Deutschland erkrankt jedes Jahr rund eine halbe Million Menschen neu an Krebs. Tumorerkrankungen sind die zweithäufigste Todesursache. Nach Einschätzung von Baumann werden die Krebserkrankungen in Deutschland vermutlich bis 2030 auf 600.000 Fälle pro Jahr steigen. Dabei könnten schätzungsweise 70 Prozent aller Todesfälle durch einen gesunden Lebensstil und die Früherkennung verhindert werden.

Bauman zufolge gehen in Deutschland jedes Jahr insgesamt „mehr als vier Millionen Lebensjahre“ durch Krebserkrankungen verloren. Deshalb sei Spitzenforschung nötig. „Wir werden nur durch wirklich innova­tive Ideen der Krankheit Herr werden“, sagte der DKFZ-Experte.

In die Forschung soll künftig zum Beispiel stärker einfließen, wie sich eine Therapie auf die Lebensqua­lität eines Patienten oder die Berufsausübung auswirkt, und nicht nur, wie lange er mit einem neuen Medikament lebt.

Patientenvertreter Jan Geißler nannte bei der Pressekonferenz in Heidelberg zudem mehrere zu klärende Fragen – etwa, ob etwa ein Patient im Rahmen einer Studie alle zwei Wochen in eine Klinik müsse, ob eine Pflegekraft auch zu Hause Blut abnehmen könne oder ob eine belastende Knochenmarkuntersu­chung tatsächlich notwendig sei.

Die Bundesregierung hatte Anfang 2019 eine nationale Dekade gegen Krebs ausgerufen, um die Krebs­forschung voranzutreiben und die Prävention zu stärken. Dazu gehört auch der Aufbau eines nationalen Krebspräventionszentrums.

Stark-Watzinger kündigte für dieses Jahr unter anderem eine Förderung von Projekten an, um der For­schung den Zugang zu Gesundheitsdaten zu erleichtern. Es gehe darum, "verborgene Datenschätze" mit Hilfe der künstlichen Intelligenz zu heben.

dpa

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