Patientenschützer wollen nach Klinikatlas auch Portal zu Qualität von Arztpraxen

Berlin – Die Stiftung Patientenschutz hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aufgefordert, nach dem kürzlich gestarteten Klinikatlas auch ein staatliches Online-Portal zur Qualität von Arztpraxen auf den Weg zu bringen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) lehnt dies jedoch mit deutlichen Worten ab.
Mit einem angeschlossenen Bewertungsportal könne auch die Zufriedenheit der Patienten erfasst werden, sagte Vorstand Eugen Brysch den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Montag. Sie könnten sich dann „umfassend und vergleichend über Versorgungsqualität, Präsenz, Fehlerkultur und das medizinische Angebot informieren“.
Brysch beklagte eine mangelnde Kontrolle der Praxen. „Schon eine relativ einfache Überprüfung der tatsächlichen Präsenzstunden von Arztpraxen findet nicht statt“, kritisierte er. Es gebe keine externen Kontrollen zur Versorgungsqualität, obwohl es hier einheitliche Leitlinien gebe. „Mit einem Praxisatlas wäre es hingegen vergleichsweise einfach möglich, durch mehr Transparenz die medizinische Versorgung zu verbessern.“
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung zeigt kein Verständnis für den Vorschlag der Stiftung. „Es ist schon erstaunlich, dass nach dem Desaster bei der staatlichen Einführung eines Klinik-Atlasses, der massiv fehlerhaft ist und mehr Verunsicherung als Qualitätseinordnung schafft, jemand, wie versorgungsfern er auch immer sein mag, allen Ernstes fordert, ein solches Instrument für die ambulante Versorgung einzuführen“, erklärten die Vorstände der KBV, Andreas Gassen und Sibylle Steiner.
Vorsicht vor Meldesystemen mit ungeprüften Behauptungen
„Ergänzt werden soll das Ganze um anonyme Meldesysteme, in denen jeder ungeprüft irgendwelche Behauptungen und Verdächtigungen einstellen kann.“ Das sei Populismus in Reinform, erklärten Gassen und Steiner. „Damit wird wieder einmal deutlich, dass es typisch ist für die generelle Haltung dieser Stiftung, der es nicht um Qualitätsverbesserung für Patienten geht, sondern um reine Selbstdarstellung“, betonten sie.
Bei der Stiftung Patientenschutz sei noch nicht angekommen, dass Patientinnen und Patienten den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten vertrauen würden. Dies zeigten alle Umfragen und auch die Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen vor Ort. „Sie sind mit ihren Teams nah bei den Menschen. Sinnvoll wäre es, wenn die Patientenvertreter, die es ernst meinen, den Schulterschluss mit uns suchen würden. Denn gute Rahmenbedingungen in der ambulanten Versorgung kommen vor allem den Patientinnen und Patienten zugute“, so Gassen und Steiner.
Der Klinik-Atlas war Mitte Mai an den Start gegangen und informiert über Leistungen der 1.700 somatischen Krankenhäuser in Deutschland. Allerdings enthielt das Angebot direkt nach dem Start viele fehlerhafte Angaben, einige Korrekturen und Updates wurden vorgenommen.
Mitte Juni gab es zudem eine Art Relaunch, nach der die Funktionsweise des Portals aufgrund deutlicher Kritik an der Verständlichkeit des Portals komplett überarbeitet worden ist.
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