Pflegeberuf muss weiterentwickelt werden

Berlin – Eher skeptisch zur Weiterentwicklung des Pflegeberufs hat sich gestern ein Expertenkreis im Rahmen einer Onlinediskussion geäußert. Hintergrund ist ein Referentenentwurf für ein Pflegekompetenzgesetz, den das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Anfang des Monats vorgelegt hatte.
Vera Lux, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), sagte, sie erwarte vom Pflegekompetenzgesetz „keinen großen Schub“. Aus ihrer Sicht könne dieses Gesetz nur einen ersten Aufschlag darstellen.
Zur Bewältigung der Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung sei der Beitrag der Profession Pflege entscheidend, so Lux. „Uns bleibt nur noch wenig Zeit, um die Weichen richtig zu stellen, das volle Potenzial der Pflegeberufe zu heben und für die Versorgung nutzbar zu machen.“
Mit Blick auf ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem sei dies Auftrag und Verpflichtung der Politik zugleich. Die Strukturen der Pflegeaus- und weiterbildung sowie der Kompetenzen müssten grundsätzlich überdacht werden.
Ähnlich äußerte sich Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK-Dachverbands. Schaue man von oben auf das deutsche Gesundheitswesen, offenbare sich eine „merkwürdige Organisation“. Es gebe objektiv keinen Ärztemangel und viel Geld im System. Zu verzeichnen sei aber ein eklatanter Mangel an Führungspersonal in der Pflege, da der Weg der Akademisierung bislang nicht konsequent gegangen worden sei.
Bezüglich der eigentlich zwingend erforderlichen Ausweitung der Kompetenzen der Pflege und weiterer Gesundheitsberufe sei er „nicht übermäßig optimistisch“, so Knieps. Zudem fehle ihm seitens der Politik eine Bereitschaft zu „maßvoller Regulierung“, welche innovative Versorgungsansätze unterstützt würden.
In Deutschland sei noch immer zu spüren, dass man aus einem „sehr hierarchischen System“ komme, sagte dazu Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK). Helfen könne unter Umständen eine Verkammerung der Pflege. Wenn diese wirklich von der Profession gewünscht sei, dann müsse diese mit mehr Selbstbewusstsein und innerer Überzeugung vorangetrieben werden.
Auch Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), warb mit Hinweis auf andere Länder für ein anderes Selbstverständnis der Pflege. Die Politik wiederum dürfe sich trotz der „Komplexität der Transformation“ einer benötigten Neuorganisation der Zusammenarbeit der diversen Gesundheitsberufe nicht verschließen. Diesbezüglich stellten die aktuellen Gesetzesinitiativen leider „keine Gamechanger“ dar.
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