RKI-Coronastrategie entwirft Szenarien für Lockerungen oder Verschärfungen

Berlin – Ein Strategiepapier zur Entwicklung von Stufenkonzepten im Umgang mit der Coronapandemie hat das Robert-Koch-Institut (RKI) vorgelegt. Das Papier mit dem Titel „ControlCovid“ soll laut RKI als „Hilfestellung“ verstanden werden und enthält Vorschläge für Szenarien zu vorsichtigen Lockerungen oder auch Verschärfungen. Die Bundesregierung bezeichnete es gestern als wichtigen Hinweis.
Das übergeordnete Ziel der Control-COVID-Strategie ist es, so heißt es in dem Papier, die Zahl der schweren Erkrankungen, Langzeitfolgen, und Todesfälle durch COVID-19 zu minimieren und eine Überlastung des Gesundheitssystems nachhaltig zu vermeiden.
Dazu wird empfohlen, verschiedene Kennzahlen wie die Sieben-Tage-Inzidenz (Fallzahlen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche) auf Landkreis-Ebene zu betrachten und Lockerungen auf Landes- oder Bundesebene erst zu beschließen, „wenn ein überwiegender Anteil der Landkreise Indikatoren mit Werten aufweist, die dies erlauben“. Lockerungen sollen demnach vorsichtig und langsam vorgenommen werden.
In einem komplexen vierstufigen „Intensitäts-Stufenkonzept“ weist das RKI exemplarische Maßnahmen für verschiedene Lebensbereiche je nach Infektionslage aus: Für eine Basisstufe (Inzidenz unter 10) sowie für niedriges Infektionsgeschehen (zwischen 10 und 35), mittleres (zwischen 35 und 50) und hohes (mehr als 50).
Neben der Sieben-Tage-Inzidenz koppelt das RKI die Stufen allerdings noch an den Anteil der Covid-19-Fälle an der Kapazität der Intensivstationen, an die Krankenhausfälle bei Über-60-Jährigen und die Möglichkeiten beim Nachverfolgen von Kontaktpersonen. Ein Blick auf einzelne Indikatoren sei nicht ausreichend, betont das RKI. Zur Umsetzung des Konzeptes sei zudem ein kontinuierliches Monitoring notwendig.
Ein Beispiel: Auf der höchsten Stufe dürften Alten- und Pflegeheime nur Einzelbesuche zulassen, auf der mittleren dürften zwei Besucher kommen, auf der niedrigsten Stufe dann mehrere; eine Testpflicht würde immer gelten.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte gestern auf eine entsprechende Frage, in die Beratungen von Bund und Ländern flössen von allen Seiten Ideen und Vorschläge ein. Das RKI sei „natürlich immer“ ein wichtiger Hinweisgeber. Ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, das Strategiepapier sei ein Anhaltspunkt für regionale Lockerungen und könne in die laufende Debatte einbezogen werden.
Bund und Länder wollen am 3. März über den weiteren Kurs beraten. Eine Arbeitsgruppe berät über mögliche Öffnungsschritte.
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