Politik

RKI: Doppelt so viele COVID-19-Ausbrüche in Pflegeheimen

  • Donnerstag, 10. Dezember 2020
/picture alliance, Frank Molter
/picture alliance, Frank Molter

Berlin – Trotz der Schutzmaßnahmen der vergangenen Wochen gibt es weiterhin viele COVID-19-Aus­brüche in Alten- und Pflegeheimen. Es seien fast doppelt so viele Ausbrüche wie im Frühjahr, erklärte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, heute in Berlin. Im Schnitt seien in Heimen 20 Personen betroffen, erklärte Ute Rexroth, Leiterin des Corona-Lagezentrums am RKI.

Auch dies sei mehr als im Frühjahr. Ein ganz eklatanter Punkt sei hierbei sicher der Personalmangel. Das Virus zirkuliere – und das auch zunehmend – in Risikogruppen und führe vermehrt zu schweren Verläu­fen und Todesfällen. Es sei daher in den kommenden Wochen mit mehr Todesfällen zu rechnen.

Die gemeldeten 23.679 Neuansteckungen seien ein neuer „trauriger Höchstwert“, sagte Rexroth. Der Großteil der Todesfälle betreffe Menschen, die 80 Jahre und älter seien, erklärte Wieler. Wenn die Be­wohner in Alten- und Pflegeheimen immun seien, könne man dadurch sehr viele Todesfälle verhindern.

Daher priorisiere die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI erarbeitete vorläufige Impfem­pfehlung Personen ab 80 Jahren bei der künftigen Impfung. Ebenfalls priorisiert wird in der Empfehlung das Personal in Pflege- und Altenheimen.

Die Priorisierung sei nötig, da der Impfstoff nicht ausreiche. Das bedeute nicht, dass andere Gruppen nicht wichtig seien, betonte Wieler. Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, die am vergange­nen Montag als Diskussionsentwurf vorgelegt wurden, sollten nicht als eine Art Wertschätzung von ein­zelnen Berufsgruppen verstanden werden, so Wieler. Mehrere Ärzteverbände hatten kritisiert, dass sie jeweils nicht zu den zu Beginn priorisierten Gruppen zählen.

Am Infektionsgeschehen lasse sich ablesen, dass Infektionsschutzmaßnahmen wirkten, wenn sie effektiv umgesetzt würden. So gebe es in einzelnen Bundesländern positive Entwicklungen, während in anderen Bundesländern, etwa in Sachsen, die Infektionszahlen deutlich gestiegen seien. Diese Entwicklung gera­de in Sachsen sowie auch in Thüringen und Brandenburg sei „besorgniserregend“, erklärte Rexroth.

Es gebe inzwischen nur noch 24 Landkreise, bei denen eine 7-Tage-Inszidenz von weniger als 50 gemel­det wurde, 85 Landkreise lägen bei einer Inzidenz von bis zu 100. Zwei Landkreise seien auch über 500. „Man sieht, dass das Virus in der Bevölkerung zirkuliert“, so Rexroth weiter. Es gebe ein „diffueses Gesche­hen“ und es seien keine einzelnen Ausbrüche mehr erkennbar.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte ein bundesweites Coronaregister für die Pflegeeinrich­tungen. „Wie das DIVI-Intensivregister für Krankenhäuser müsste ein Corona-Pflegeradar tagesaktuell das Infektionsgeschehen in jeder Pflegeeinrichtung anzeigen", sagte Vorstand Eugen Brysch, den Zei­tungen der Funke Mediengruppe.

Darin erfasst werden sollte die Zahl der Infizierten, der Genesenen, der Verstorbenen und der Heimbe­wohner, die aufgrund einer Coronainfektion in eine Klinik verlegt werden mussten. Zudem müsse auch das jeweils zur Verfügung stehende Personal an ein solches Register gemeldet werden, so Brysch.

bee/kna

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung