RKI: Doppelt so viele COVID-19-Ausbrüche in Pflegeheimen

Berlin – Trotz der Schutzmaßnahmen der vergangenen Wochen gibt es weiterhin viele COVID-19-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen. Es seien fast doppelt so viele Ausbrüche wie im Frühjahr, erklärte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, heute in Berlin. Im Schnitt seien in Heimen 20 Personen betroffen, erklärte Ute Rexroth, Leiterin des Corona-Lagezentrums am RKI.
Auch dies sei mehr als im Frühjahr. Ein ganz eklatanter Punkt sei hierbei sicher der Personalmangel. Das Virus zirkuliere – und das auch zunehmend – in Risikogruppen und führe vermehrt zu schweren Verläufen und Todesfällen. Es sei daher in den kommenden Wochen mit mehr Todesfällen zu rechnen.
Die gemeldeten 23.679 Neuansteckungen seien ein neuer „trauriger Höchstwert“, sagte Rexroth. Der Großteil der Todesfälle betreffe Menschen, die 80 Jahre und älter seien, erklärte Wieler. Wenn die Bewohner in Alten- und Pflegeheimen immun seien, könne man dadurch sehr viele Todesfälle verhindern.
Daher priorisiere die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI erarbeitete vorläufige Impfempfehlung Personen ab 80 Jahren bei der künftigen Impfung. Ebenfalls priorisiert wird in der Empfehlung das Personal in Pflege- und Altenheimen.
Die Priorisierung sei nötig, da der Impfstoff nicht ausreiche. Das bedeute nicht, dass andere Gruppen nicht wichtig seien, betonte Wieler. Die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, die am vergangenen Montag als Diskussionsentwurf vorgelegt wurden, sollten nicht als eine Art Wertschätzung von einzelnen Berufsgruppen verstanden werden, so Wieler. Mehrere Ärzteverbände hatten kritisiert, dass sie jeweils nicht zu den zu Beginn priorisierten Gruppen zählen.
Am Infektionsgeschehen lasse sich ablesen, dass Infektionsschutzmaßnahmen wirkten, wenn sie effektiv umgesetzt würden. So gebe es in einzelnen Bundesländern positive Entwicklungen, während in anderen Bundesländern, etwa in Sachsen, die Infektionszahlen deutlich gestiegen seien. Diese Entwicklung gerade in Sachsen sowie auch in Thüringen und Brandenburg sei „besorgniserregend“, erklärte Rexroth.
Es gebe inzwischen nur noch 24 Landkreise, bei denen eine 7-Tage-Inszidenz von weniger als 50 gemeldet wurde, 85 Landkreise lägen bei einer Inzidenz von bis zu 100. Zwei Landkreise seien auch über 500. „Man sieht, dass das Virus in der Bevölkerung zirkuliert“, so Rexroth weiter. Es gebe ein „diffueses Geschehen“ und es seien keine einzelnen Ausbrüche mehr erkennbar.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte ein bundesweites Coronaregister für die Pflegeeinrichtungen. „Wie das DIVI-Intensivregister für Krankenhäuser müsste ein Corona-Pflegeradar tagesaktuell das Infektionsgeschehen in jeder Pflegeeinrichtung anzeigen", sagte Vorstand Eugen Brysch, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Darin erfasst werden sollte die Zahl der Infizierten, der Genesenen, der Verstorbenen und der Heimbewohner, die aufgrund einer Coronainfektion in eine Klinik verlegt werden mussten. Zudem müsse auch das jeweils zur Verfügung stehende Personal an ein solches Register gemeldet werden, so Brysch.
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