Amnesty prangert „alarmierende“ Zustände in spanischen Altenheimen an

Madrid – Inmitten der zweiten Coronawelle hat Amnesty International „alarmierende“ Zustände in spanischen Altenpflegeheimen angeprangert. Obwohl es einige Verbesserungen gegeben habe, werde die „große Mehrheit“ der Heimbewohner in den Regionen Madrid und Katalonien schlecht versorgt, kritisierte die Menschenrechtsorganisation gestern. Zudem seien die von den Regionen verhängten Maßnahmen „ineffizient und unzureichend“ und verstießen gegen die Rechte der Senioren.
Viele Bewohner von Pflegeheimen wurden in der ersten Coronawelle laut Amnesty „nicht in Krankenhäuser gebracht, wenn es notwendig war„ und „in ihren Zimmern manchmal über Wochen allein gelassen“. In einigen Fällen sei den Heimbewohnern sogar ein „würdevoller Tod“ verwehrt geblieben.
Seit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr stellten die Heime laut Amnesty keine weiteren Pflegekräfte ein. Bewohner durften demnach für lange Zeit keine Besuche von Angehörigen empfangen. Die Organisation forderte die Regionalregierungen von Madrid und Katalonien auf, die Regelung zur Überweisung von Senioren ins Krankenhaus zu ändern.
„Eine Gesundheitskrise ist keine Entschuldigung dafür, alten Menschen die angemessene Pflege zu verweigern. Altenheime sind keine Abstellplätze für alte Menschen“, sagte der Vorsitzende von Amnesty Spanien, Esteban Beltrán. Er rief die Behörden auf, Senioren besser zu schützen.
Spanien gehört zu den sehr stark von der Coronakrise betroffenen Ländern in Europa. In dem Land wurden rund 1,6 Millionen Infektionen und fast 46.000 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus registriert.
Bei rund der Hälfte der Toten handelt es sich laut Amnesty um Bewohner von Altenheimen. Die Organisation verwies auf einen noch nicht veröffentlichten Bericht der spanischen Regierung, wonach etwa 47 bis 50 Prozent der Coronatodesfälle in Heimen registriert wurden.
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