Robert-Koch-Institut hofft auf Trendwende

Berlin – Mehr als zwei Wochen nach Beginn des Teillockdowns in Deutschland haben sich die Coronainfektionszahlen aus Sicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf hohem Niveau stabilisiert. „Sie steigen aktuell nicht weiter. Das ist eine gute Nachricht“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler heute in Berlin.
„Wir wissen aber nicht, ob das schon eine Trendwende ist.“ Das bleibe abzuwarten. Er zeigte sich aber trotz der ernsten Lage auch optimistisch, dass eine Trendwende möglich ist, wenn sich die Menschen weiter an die AHA-Regeln und das regelmäßige Lüften halten. Die Lage sei weiterhin sehr ernst, betonte er.
„Die Fallzahlen sind insgesamt sehr hoch. Viel zu hoch.“ Auch die Zahl schwerer Coronaverläufe und die Zahl der Intensivpatienten steige weiterhin. „Durch die hohen Fallzahlen ist es möglich, dass manche Kliniken an ihre Grenzen kommen", warnte Wieler.
Das RKI meldete heute Morgen 22.609 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Das waren rund 5.000 Fälle mehr als am Vortag. Die Zahl der Todesfälle stieg um 251 auf 13.370. Damit bewegten sich die Zahlen weiter etwa auf dem Niveau der Vorwoche, in welcher der tägliche Zuwachs bei den Fallzahlen zwischen rund 12.000 und 23.000 schwankte. Das exponentielle Wachstum hat aber bereits seit einer Woche abgenommen.
Die Zahl der auf Intensivstationen behandelten Coronapatienten stieg derweil weiter an und erreichte heute mit 3.561 erneut einen Höchststand. Den Meldedaten des DIVI-Intensivregisters zufolge stieg sie seit Anfang Oktober fortwährend stark und verzehnfachte sich in etwa. Am 1. Oktober waren 362 Fälle gemeldet.
Laut RKI war das sich abzeichnende Plateau bei den Infektionswerten zugleich ein erstes Anzeichnen für die Wirkung der Gegenmaßnahmen. Im Institut werde dieses als „Hinweis“ darauf gewertet, dass „man langsam sehen kann, dass die strengeren Maßnahmen greifen“, sagte die Leiterin des Corona-Lagezentrums im RKI, die Ärztin Ute Rexroth.
Eine Bewertung der Maßnahmen oder auch, ob die bisherigen Einschränkungen wie lange bestehen müssten, darauf wollten Wieler und Rexroth nicht eingehen. Auch die Frage, warum in einigen Bundesländern sich das Infektionsgeschehen schneller beruhige als in anderen, blieb auf Nachfrage unklar.
Laut RKI Statistik liegen die Infektionszahlen in Berlin, Sachsen, Bremen, Bayern, Nordrhein-Westfahlen und Hessen weiter über dem Bundesdurchschnitt. Einen möglichen Jojoeffekt nach Ende von Einschränkungen müsse es aber nicht unbedingt geben. Das hänge vom Verhalten aller ab.
Ob die geringere Zahl an Tests in der vergangenen Woche auch dazu beigetragen habe, dass die gemeldeten Infektionszahlen gesunken sind, könnte nicht bestätigt werden. Von einer „Untererfassung“ gehe man bisher aber nicht aus.
Wieler erinnerte noch einmal an die RKI-Strategie von Eindämmen, Schutz und Milderung der Pandemie. „Wir dämmen dieses Virus gemeinsam ein. Wir sind der Damm. Und in diesem Monat ist unser Damm besonders hoch. Und er beginnt zu wirken“, sagte Wieler dazu.
Logisch sei aber, dass die Grundpfeiler des ganzen Konzepts wie Abstand halten, Hygiene, Maskentragen und Lüften noch über Monate bestehen bleiben müssten. „Wir sind noch lange nicht über den Berg.“ Auch der Schutz in Krankenhäusern sei momentan sehr hoch. Im Bereich Milderung sieht Wieler durch die Nachrichten zu Medikamentenentwicklung sowie Impfstoffen auch positive Zeichen.
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