Robert-Koch-Institut sieht Beginn der vierten Pandemiewelle in der Coronakrise

Berlin – Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat in Deutschland die vierte Welle der Coronapandemie begonnen. Der Anteil der positiven Proben unter den PCR-Tests in Laboren sei binnen einer Woche bis Mitte August von vier auf sechs Prozent gestiegen, heißt es im jüngsten Wochenbericht des Instituts von gestern Abend. Grundlage ist rund eine halbe Million Tests aus fast 200 Laboren.
Von Infektionen betroffen seien vor allem jüngere Menschen. „Damit zeigt sich nun deutlich der Beginn der vierten Welle, die insbesondere durch Infektionen innerhalb der jungen erwachsenen Bevölkerung an Fahrt aufnimmt“, heißt es im jüngsten Bericht. Angesteckt hat sich ein Teil der Betroffenen auch in Urlaubsländern, zum Beispiel auf dem Balkan, in der Türkei oder in Spanien.
Das RKI schätzt eine Gefährdung für die Gesundheit der noch nicht oder erst einmal geimpften Bundesbürger insgesamt weiterhin als hoch ein. Für vollständig Geimpfte stufen die Forscher sie als moderat ein.
Bereits seit Anfang Juli komme es hierzulande wieder zu einem Anstieg der Inzidenz vor allem in den Altersgruppen der 10- bis 49-Jährigen, heißt es in der Analyse. In Kitas und Schulen lägen Ausbrüche bis Mitte August jedoch noch auf einem niedrigen Niveau. In einigen Bundesländern sind aber auch noch Ferien. Ferner sei mit Nachmeldungen zu rechnen.
Ein ähnlicher Anstieg der Infektionen in der jüngeren Bevölkerung sei auch schon im Sommer 2020 zu beobachten gewesen, heißt es im Bericht. Allerdings erst fünf Wochen später, also Ende September oder Anfang Oktober. In diesem Sommer dominiert bisher die ansteckendere Delta-Variante – inzwischen zu 99 Prozent.
Im Sommer 2020 gab es noch keinen Impfschutz. Am vergangenen Montag hat die Ständige Impfkommission (STIKO) auch grünes Licht für Covidimpfungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren gegeben. Rechtlich war das bereits seit Ende Mai möglich. Die Nachfrage steigt nach Angaben der Kinder- und Jugendärzte im Moment sprunghaft an.
Insgesamt haben derzeit rund 64 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfung gegen COVID-19 bekommen. Mehr als 58 Prozent wurden bereits vollständig gegen das SARS-CoV-2-Virus immunisiert.
Wünschenswert für ein Ausbremsen der Pandemie sind Impfquoten von 85 Prozent und mehr. Auch das Einhalten der Coronaregeln wie Masketragen und Abstandhalten sowie das Testen bleibt nach RKI-Einschätzung wichtig.
Der neue Anstieg der Inzidenzen hat Folgen. Der zuletzt allgemein abnehmende Trend von COVID-Patienten in Kliniken setzt sich zurzeit nicht fort, heißt es im RKI-Bericht. Die Zahlen befänden sich noch auf niedrigem Niveau, stiegen nun aber sichtbar an. Auch hier sei mit Nachübermittlungen zur rechnen, weil COVID-Patienten häufig erst ein bis zwei Wochen nach der Diagnose in ein Krankenhaus kämen – zumeist mit schweren Atemwegsinfekten.
Der Wochenbericht des RKI erscheint zeitversetzt. Die meisten Ergebnisse in der jüngsten Analyse beziehen sich auf Daten aus der ersten Augustwoche. Bisher unveröffentlicht ist der Abschnitt zur Impfeffektivität, also auch zu der Frage, wie viele Impfdurchbrecher es derzeit in Deutschland gibt. Die Daten will das RKI nachreichen.
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