Politik

RWI: Finanzlage der Krankenhäuser wird sich verschlechtern

  • Dienstag, 6. Oktober 2020
/mnimage, stock.adobe.com
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Essen – Die wirtschaftlichen Probleme vieler deutscher Krankenhäuser werden sich spä­testens ab dem Jahr 2022 weiter verschärfen. Das prognostizieren die Gesundheitsökono­men Boris Augurzky und Christoph Schmidt vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschafts­forschung in einem heute veröffentlichen Positionspapier.

Schon vor der Coronakrise sei die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser kontinuierlich schlechter geworden. „Die Pandemie hat diese Herausforderungen noch verschärft“, war­nen Augurzky und Schmidt.

Die Finanzspritzen des Bundes zur Bewältigung der Krise verschafften den Krankenhäu­sern zwar derzeit eine Atempause. „Dies gilt allerdings nicht für jedes Krankenhaus und hält bestenfalls bis zum Jahr 2022 an“, so die Autoren.

Spätestens nach der Bundestagswahl im Herbst 2021 würden die massiven finanziellen Belastungen aus der COVID-19-Pandemie auch im Gesundheitswesen spürbar werden, prognostizierten die Forscher.

Gleichzeitig sorgten die Alterung der Bevölkerung, das dadurch absehbar schwache Wachstum des Beitragsaufkommens der Krankenkassen und der drohende Mangel an Nachwuchskräften im Gesundheitswesen für zusätzliche Herausforderungen.

Große Krankenhäuser verbessern die medizinische Qualität

Die RWI-Experten drängen deshalb auf eine stärke Zentralisierung der Krankenhausstruk­turen in den kommenden Jahren. Größere Krankenhäuser verbesserten nicht nur die Wirt­schaftlichkeit der Kliniken, auch die medizinische Qualität der Behandlungen lasse sich dadurch steigern.

Ergänzt werden müsse dies mit soliden ambulanten und telemedizinischen Angebote so­wie einer Aufrüstung des Rettungsdienstes. So könnten auch ländlich geprägte Regionen weiterhin gut versorgt werden.

Zudem müsse die Attraktivität der Gesundheitsberufe weiter erhöht werden, um die dro­henden Engpässe bei Fachkräften zu vermeiden. „Dabei geht es nicht nur um das Lohnni­ve­au, sondern auch um die Verlässlichkeit von Arbeitszeiten und flexible Arbeitszeitmo­delle“, heißt es in der Studie. Außerdem müssten die Möglichkeiten zur Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen besser genutzt werden.

DKG fordert sichere Finanzierung der Daseinsvorsorge

„Die Untersuchung unterstreicht, dass die von der Deutschen Krankenhausgesellschaft ge­forderte strukturelle Debatte über die Planung und Finanzierung von Kliniken umge­hend geführt werden muss“, kommentierte der Präsident der Deutschen Krankenhausge­sellschaft (DKG), Gerald Gaß, das Positionspapier.

„Wir müssen darüber diskutieren, wie wir Daseinsvorsorge langfristig gesichert finanzie­ren können. Wie viel Vorhaltefinanzierung benötigen wir? Zentral ist aber auch, dass wir endlich von der kalten Strukturbereinigung wegkommen.“

Nicht jedes Bett und jeder Klinikstandort werde zwingend auch in der Zukunft benötigt, so Gaß. Aber die Entscheidung, wie es mit unserer Kliniklandschaft weitergehe, dürfe nicht durch Insolvenzen entschieden werden, sondern durch die Entscheidung der politisch Verantwortlichen in den Ländern.

dpa/fos

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