SARS-CoV-2: 33.000 Neuinfektionen bei Gesundheitspersonal im Januar

Berlin – Täglich infizieren sich aktuell mehr als 1.000 Gesundheitsmitarbeiter in Deutschland mit SARS-CoV-2. Allein im Januar kamen fast 33.000 neue Fälle hinzu. Das geht aus den Lageberichten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor, die das Deutsche Ärzteblatt regelmäßig auswertet.
Der bundesweit beobachtete positive Trend fallender Infektionszahlen im Januar zeichnet sich beim Gesundheitspersonal noch nicht ab. Seit Anfang Dezember halten sich die Neuinfektionen in dieser Gruppe auf hohem Niveau.
Im Verlauf des Novembers 2020 hatten sich noch etwa 16.700 Mitarbeitende mit dem Coronavirus angesteckt. Im letzten Monat des Jahres infizierten sich rund 29.250 medizinisch Tätige neu. Zum Ende Januar meldete das RKI nun 111.076 Gesundheitsmitarbeiter in Deutschland seit Beginn der Pandemie, davon 32.622 im Januar 2021 (Stand 1. Februar).
Die Mehrheit der Fälle, mehr als 62.400 Infektionen, trat bei Beschäftigten in Krankenhäusern, Arztpraxen, Rettungsdiensten und anderen Einrichtungen nach Paragraf 23 Infektionsschutzgesetz (IfSG) auf. Weitere mehr als 48.600 Infizierte arbeiten in Pflegeheimen oder anderen Betrieben nach Paragraf 36 IfSG, wie Obdachlosen-, Behinderten- oder Asylunterkünften.
Dabei kann das RKI seit Ende des Jahres 2020 bei weniger als der Hälfte der gemeldeten Fälle auch die verschiedenen Gesundheitseinrichtungen genauer differenzieren. Die meisten Infektionen konnten demnach unter Personal in Krankenhäusern (insgesamt 20.591 Fälle) und Pflegeheimen (21.869 Fälle) festgestellt werden.
Aktuell gelten noch etwa 8.500 medizinische Arbeitskräfte als aktiv infiziert. Der überwiegende Rest der rund 111.000 gemeldeten Fälle gilt nach Einschätzung des RKI inzwischen als genesen.
Wenn das Personal selbst zu Patienten wird
Andere hatten weniger Glück: Bislang mussten mehr als 3.000 infizierte Mitarbeiter in Krankenhäusern aufgenommen und behandelt werden. Das betraf etwa jede 33. infizierte Person in Betrieben nach Paragraf 23 IfSG (zum Beispiel Kliniken und Arztpraxen). Unter erkrankten Beschäftigten in Einrichtungen nach Paragraf 36 IfSG hingegen (Beispiel Pflegeheim), musste jede 50. Infektion stationär versorgt werden.
Die Sterblichkeit lag beim infizierten Klinikpersonal (in Unternehmen nach Paragraf 23 IfSG) jedoch niedriger als bei Heimmitarbeitenden. Das RKI meldete zuletzt 58 verstorbene Personen, die in Paragraf 23-Arbeitsstätten tätig waren. Demgegenüber starben 135 Beschäftigte von Heimen und Unterkünften nach §36 IfSG.
Hierbei könnte der höhere Anteil des über-60-jährigen Personals in den Pflegeheimen (zwölf Prozent) im Vergleich zu den Kliniken (acht Prozent) eine Rolle spielen. Zusammengenommen sind seit Beginn der Pandemie 193 Gesundheitsmitarbeitende und Mitarbeiter in Einrichtungen (Paragraf 23 und Paragraf 36) in Deutschland an COVID-19 verstorben.
Damit steht Deutschland deutlich besser da, als beispielsweise Portugal. Die dortige Regierung ging kürzlich davon aus, 70 Prozent ihres Krankenhauspersonals sei bereits mit SARS-CoV-2 infiziert, wie der Spiegel gestern berichtete.
Zum Vergleich: In Deutschland arbeiten etwa 3,63 Millionen Menschen im Gesundheitswesen direkt mit und an Patienten (2018, Statistisches Bundesamt). Somit haben sich bisher etwa drei Prozent des Gesundheitspersonals mit dem Coronavirus angesteckt.
Circa ein Fünftel der Beschäftigten war in Krankenhäusern tätig (1,17 Millionen), so das Statistische Bundesamt. Weitere 836.000 Beschäftigte arbeiteten in anderen stationären oder teilstationären Einrichtungen. In Arztpraxen arbeitete etwa jede achte Person im Gesundheitswesen (700.000 Menschen).
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