Politik

SARS-CoV-2: Debatte um STIKO-Empfehlungen zur Impfung von Kindern

  • Mittwoch, 25. Mai 2022
Daniela Behrens (SPD), Gesundheitsministerin von Niedersachsen./picture alliance, Moritz Frankenberg
Daniela Behrens (SPD), Gesundheitsministerin von Niedersachsen. /picture alliance, Moritz Frankenberg

Hannover – Die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorgelegten Impfempfehlungen zur Coronaim­pfung für eine COVID-19-Schutzimpfung für alle gesunden Kinder ab fünf Jahren sorgen für eine erneute Diskussion.

Bislang hatte das Gremium in dieser Altersgruppe zur Immunisierung geraten, wenn Kinder Vorerkran­kungen oder Menschen mit hohem Coronarisiko im Umfeld hatten. Nach ärztlicher Aufklärung konnte aber bereits jedes Kind dieser Altersgruppe geimpft werden.

Kritik an der STIKO kam heute von Niedersachsens Gesundheits­ministerin Daniela Behrens. Das Verhalten der STIKO habe sie sehr geärgert, sagte die SPD-Politikerin dem Politikjournal Rundblick. Ju­gendliche in den USA, in Groß­britannien und anderen Ländern seien längst gegen COVID-19 geimpft worden, während die STIKO immer noch geprüft habe.

„Dann haben wir mit 33 der 50 Impfzentren vereinbart, dass Jugendliche auch ohne STIKO-Votum geimpft werden“, sagte sie. Das sei trotz der Kritik von Ärzten richtig gewesen.

Behrens sagte, mit einer Erstimpfquote bei den fünf- bis elfjährigen Kindern von 26,9 Prozent stehe Nieder­sachsen im Bundesvergleich zwar auf Platz vier. „Gerade mit Blick auf den Herbst erscheint mir die Quote in dieser Altersgruppe aber noch deutlich zu niedrig.“

In einer Mitteilung der STIKO hieß es, Kinder ab fünf Jahren sollten zunächst nur eine Impfstoffdosis be­kommen. Die Impfung solle vorzugsweise mit dem Impfstoff Comirnaty von Biontech in reduzierter Dosis erfolgen.

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, äußerte sich heute verhalt zur neuen STIKO-Empfehlung. „Es ist eine Empfehlung, die ins Benehmen der Eltern gestellt wird.“

Er persönlich wäre zum jetzigen Zeitpunkt an der Stelle „eher zurückhaltend“, sagte Reinhardt in einem Inter­view bei der Radiowelt auf Bayern 2. Er begründete dies damit, dass die Erkrankung „für Kinder in der Regel gut überstehbar“ sei und „auch im Wesentlichen ohne Spätfolgen, soweit man das zum jetzigen Zeitpunkt bewerten kann“.

Reinhardt sagte demnach aber auch, jeder müsse dies für sich entscheiden. Das Angebot sei da und die Ständige Impfkommission empfehle es. Das heiße, „die Impfung ist empfehlenswert und hat schützenden Charakter“.

Die wissenschaftlichen Fachgesellschaften der Kinder- und Jugendmedizin und der Berufsverband der Kin­der- und Jugendärzte hatten in einer gemeinsamen Mitteilung die neue STIKO-Empfehlung begrüßt und ausdrücklich unterstützt.

Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), sprach von einer „guten und klug überlegten Entscheidung der STIKO in Richtung Individualschutz der Kinder“.

Als Maßnahme vorrangig zur Erhöhung der allgemeinen Impfquote wollte Dötsch die Kinderimpfung nicht verstanden wissen. „Der Individualschutz steht natürlich im Vordergrund. Wenn sich viele Menschen indivi­duell schützen, schützt das aber auch die Gruppe als Ganzes, auch die Gruppe der Kinder, das ist klar.“

dpa

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