Politik

Schlechte Gesundheitsversorgung könnte der AfD Wählerstimmen bringen

  • Dienstag, 29. Juli 2025
/picture alliance, CHROMORANGE, Christian Ohde
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Berlin – Die Alternative für Deutschland (AfD) spaltet die Gesellschaft. Während die einen sie als normale Partei betrachten, sehen andere sie als Gefahr für die Demokratie. Eine Analyse des Friedrich-Ebert-Stiftung kommt nun zu dem Ergebnis, dass auch eine schlechte Gesundheitsversorgung vor Ort einen Anteil am Wahlerfolg der AfD haben könnte.

Darin heißt es unter anderem, dass ein Zufriedenheitswert, der sowohl für das Gesamtbundesgebiet als auch für die separaten Landesteile stärkere Zusammenhänge mit den AfD-Zweitstimmenanteilen zeige, die Bewertung der Versorgung mit Fachärzten sei.

Die Daten deuten demnach darauf hin, dass eine „höhere Zufriedenheit“ mit der medizinischen Versorgung durch Fachärzte mit „geringeren AfD-Wahlerfolgen einherzugehen“ scheine.

Im Ost-West-Vergleich zeigt das Regressionsmodell nach Aussagen der Stiftung, dass die Ausstattung mit Fachärzten – und auch mit Pflegeheimplätzen – „mit AfD-Stimmenanteilen korreliert“. An andere Stelle wird der Einfluss von Pflegeheimplätzen auf die AfD-Wählerstimmen aber relativiert.

„Die Verfügbarkeit von Pflegeheimplätzen spielt in unserer Analyse eine untergeordnete Rolle. Anders verhält es sich mit der Fachärzteversorgung“, sagte Jonathan Overmeyer, Referat Politische Beratung und Impulse der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), dem Deutschen Ärzteblatt.

Dort zeige sich, dass nicht nur objektive Kriterien, sondern auch die subjektive Wahrnehmung im Zusammenhang stünden – nicht nur mit den Wahlergebnissen, sondern auch mit der allgemeinen Zufriedenheit der Bevölkerung.

In der Gesamtschau wird nach Ansicht der FES deutlich, dass soziale und digitale Infrastruktur sowie Bildung dazu beitragen könnten, das Wachstum der AfD zu begrenzen, schreibt das Autorenteam. Dieser Effekt komme insbesondere durch die Indikatoren Kitabetreuungsquote, Schulabgänger mit Hochschulreife sowie dem Breitbandausbau zum Ausdruck, heißt es.

Einzelne Aspekte der Daseinsvorsorge herauszupicken und für diese zu beantworten, wie groß ihr Einfluss ist, ist nach Ansicht der Stiftung aber „extrem schwierig“. „Wir messen in der Studie ja auch nur Korrelationen. Insgesamt sehen wir aber ein gutes Bild, das zeigt, dass infrastrukturelle Unterschiede auf Kreisebene im Zusammenhang mit Wahlergebnissen stehen“, erklärte Overmeyer.

Das heiße nicht, dass durch eine gute ärztliche Versorgung die Wahlerfolge der AfD eingedämmt werden könnten „Natürlich nicht. Gleichzeitig darf das auch nie die Motivation dahinter sein, gerechte Strukturpolitik zu betreiben“, so Overmeyer. Investitionen in Daseinsvorsorge, auch in die ärztliche Versorgung, sollten getätigt werden, weil es politisch, ökonomisch und sozial richtig und notwendig sei.

may

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